Frage:

Ein sudanesischer Bewohner von Al-Anbar sagt: In unserem Land gibt es verschiedene Sekten. Jede Sekte folgt einem bestimmten Scheich, der sie leitet und unterrichtet, und sie glauben, dass er am Tag der Auferstehung bei Allah für sie Fürsprache einlegen wird. Sie glauben auch, dass jeder, der keinem Scheich folgt, in diesem Leben und im Jenseits in die Irre gehen wird. Sollen wir diesen Scheichs folgen oder nicht? Bitte beraten Sie uns! Möge Allah Sie segnen!

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah, und Frieden und Segen seien auf Seinem Gesandten, seiner Familie, seinen Gefährten und denen, die seiner Führung folgen! Was der Fragesteller über das Vorhandensein von Scheichs in ihrem Land erwähnt, denen sie folgen und der Glaube, dass jemand, der keinen Scheich hat, in dieser Welt und im Jenseits verloren ist, ist Munkar (eine Handlung, die vom islamischen Gesetz und von Muslimen mit gesundem Verstand nicht akzeptiert oder missbilligt wird). Es ist nicht erlaubt, solchen Dingen zu folgen oder daran zu glauben. Dies bezieht sich auf die Sufis, die glauben, dass ihre Scheichs die Führer sind und dass es obligatorisch ist, ihnen blind zu folgen. Dies ist jedoch ein großer Fehler und völlige Unwissenheit. Es gibt niemanden in diesem Leben, dessen Schritte man folgen und dessen Befehle man als Verpflichtung annehmen sollte, außer dem Gesandten Allahs (Frieden sei auf ihm).

Was die Gelehrten betrifft, so irren sie manchmal. Es ist nicht erlaubt, die Meinung einer Person, selbst großer Gelehrter, anzunehmen, es sei denn, seine Meinung stimmt mit Allahs Schar‘iah (Gesetz) überein, das Muhammad (Frieden sei auf ihm) übermittelt hat. Der Glaube der Sufis in Bezug auf ihre Scheichs ist Batil (nichtig) und falsch. Sie müssen zu Allah umkehren und der Führung folgen, mit der der Prophet Muhammad (Frieden sei auf ihm) gesandt wurde. Allah (Erhaben sei Er) sagt:

{"قُلْ إِن كُنتُمْ تُحِبُّونَ اللَّهَ فَٱتَّبِعُونِى يُحْبِبْكُمُ اللَّهُ وَيَغْفِرْ لَكُمْ ذُنُوبَكُمْ"}

„Sagt (O Muhammad ﷺ zu den Menschen): 'Wenn ihr Allah wirklich liebt, dann folgt mir (d.h. akzeptiert den islamischen Monotheismus, folgt dem Qur’an und der Sunnah), Allah wird euch lieben und euch eure Sünden vergeben.“ (Surah Al-Imran, 3:31)

Die Bedeutung ist: Sag, o Gesandter, zu den Menschen, die behaupten, dass sie Allah lieben: Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir, Er wird euch lieben. Allah (Erhaben sei Er) sagt auch:

{"وَمَآ ءَاتَـٰكُمُ ٱلرَّسُولُ فَخُذُوهُۥ وَمَا نَهَىٰكُمۡ عَنهُ فَٱنتَهُواْ وَٱتَّقُواْ ٱللَّهَ إِنَّ ٱللَّهَ شَدِيدُ ٱلْعِقَابِ"}

“Und was immer euch der Gesandte gibt, das nehmt; und was er euch verbietet, davon lasst ab.“ (Surah al-Haschr, 59:7)

Und:

{"وَأَقِيمُواْ ٱلصَّلَوٰةَ وَـَٔاتُواْ ٱلزَّكَوٰةَ وَأَطِيعُواْ ٱلرَّسُولَ لَعَلَّكُمْ تُرْحَمُونَ"}

“Und verrichtet das Gebet und entrichtet die Zakat und gehorcht dem Gesandten, auf dass ihr Barmherzigkeit erlangen möget.“ (Surah An-Nur, 24:56)

Der Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten ist obligatorisch. Es ist nicht erlaubt, einer Person nach dem Gesandten Allahs (Frieden sei auf ihm) zu folgen, es sei denn, seine Meinung steht im Einklang mit der Scharia (islamisches Gesetz). Die Meinungen jeder Person können richtig oder falsch sein, außer denen des Gesandten Allahs (Frieden sei auf ihm), der unfehlbar und vor Irrtum in allen Offenbarungen und Gesetzen geschützt ist, die er den Menschen übermittelt hat. Allah (Erhaben sei Er) sagt:

{"وَٱلنَّجْمِ إِذَا هَوَىٰ مَا ضَلَّ صَـٰحِبُكُمْ وَمَا غَوَىٰ وَمَا يَنطِقُ عَنِ ٱلْهَوَىٰٓ إِنْ هُوَ إِلَّا وَحْىٌۭ يُوحَىٰ"}

“Bei dem Stern, wenn er untergeht! Euer Gefährte (Muhammad ﷺ) ist weder irregegangen noch hat er sich geirrt. Noch spricht er aus (eigenem) Wunsch. Es ist nichts anderes als eine Offenbarung, die offenbart wird.“ (Surah An-Najm, 53:1-4)

Daher müssen wir alle der Botschaft folgen, mit der der Prophet (Frieden sei auf ihm) gesandt wurde, uns an den islamischen Glauben klammern und ihn schützen und uns nicht von den Ansichten anderer täuschen lassen und ihren Irrtümern folgen. Alle Meinungen der Gelehrten sollten anhand des Qur'ans und der Sunnah gemessen werden und nur die, die damit übereinstimmen, sollten akzeptiert werden; andernfalls abgelehnt. Allah (Erhaben sei Er) sagt:

{"يَـٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ أَطِيعُواْ ٱللَّهَ وَأَطِيعُواْ ٱلرَّسُولَ وَأُو۟لِى ٱلْأَمْرِ مِنكُمْ فَإِن تَنَـٰزَعْتُمْ فِى شَىْءٍۢ فَرُدُّوهُ إِلَى ٱللَّهِ وَٱلرَّسُولِ إِن كُنتُمْ تُؤْمِنُونَ بِٱللَّهِ وَٱلْيَوْمِ ٱلْءَاخِرِ ذَٰلِكَ خَيْرٌۭ وَأَحْسَنُ تَأْوِيلًۭا"}

“O ihr, die ihr glaubt! Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und denen unter euch, die Autorität haben. Und wenn ihr über etwas uneins seid, dann bezieht es auf Allah und den Gesandten, wenn ihr an Allah und den Jüngsten Tag glaubt. Das ist besser und hat ein schöneres Ende.“ (Surah An-Nisa, 4:59) Und:

{"وَأَنَّ هَـٰذَا صِرَٰطِى مُسْتَقِيمًۭا فَٱتَّبِعُوهُ وَلَا تَتَّبِعُواْ ٱلسُّبُلَ فَتَفَرَّقَ بِكُمْ عَن سَبِيلِهِۦ ذَٰلِكُمْ وَصَّىٰكُم بِهِۦ لَعَلَّكُمْ تَتَّقُونَ"}

“Und wahrlich, dies (d.h. Allahs Gebote, wie in den beiden vorherigen Versen 151 und 152 erwähnt) ist Mein gerader Weg, also folgt ihm, und folgt nicht (anderen) Wegen, denn sie werden euch von Seinem Weg trennen. Dies hat Er euch vorgeschrieben, damit ihr gottesfürchtig seid.“ (Surah Al-An'am, 6:153)

Alle Gelehrten stimmen darin überein, dass es nicht erlaubt ist, die Ansichten der Scheichs anzunehmen und sie ohne Wissen und Einsicht nachzuahmen; es stellt sogar Munkar dar durch den Ijma‘ (Konsens) der Ahl-ul-Sunnah wal-Jama‘ah (diejenigen, die der Sunnah folgen und die muslimische Hauptgemeinschaft).

Allerdings sollten nur die wissenschaftlichen Ansichten, die mit der Wahrheit übereinstimmen, übernommen werden, weil sie ihr entsprechen und nicht, weil es die Meinung von dieser oder jener Person ist. Alle Ansichten von Gelehrten oder Sufi-Scheichs oder anderen, die der Wahrheit widersprechen, sollten widerlegt und aufgegeben werden, weil sie im Gegensatz zur Wahrheit stehen und nicht, weil sie die Meinungen einer bestimmten Person sind.

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: Majmu’ al-Fatawa Ibn Baz, Teil 5, Seite 383-385. Übersetzung: Abu Davut Konyevi