Frage:
Es gibt einige Prinzipien (Qawaa'id), o Schaikh, nach denen die Jugendlichen handeln. Zu diesen gehört:

  • „Wer den Kaafir nicht zum Kaafir erklärt, ist selbst ein Kaafir.“
  • „Wer den Mubtadi‘a (Erneuerer) nicht zum Erneuerer erklärt, ist selbst ein Erneuerer.“
  • „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.“

Wie lautet ihre Meinung über diese Prinzipen, o Schaikh?

Antwort:
Von wo kommen diese Regeln und wer hat sie festgelegt? Das erinnert mich an einen Witz, welcher mir in meinem Heimatland, Albanien, erzählt wurde, den mir mein Vater, rahimahullah, weitergab. Er sagte, in der Geschichte besuchte ein Gelehrter einen seiner Freunde in seinem Haus; als er ging, erklärte sein Freund ihn zum Kafir. Er wurde gefragt: „Warum?“ In unserem Land haben wir einen Brauch, und ich denke es ist etwas spezielles in den Ländern der Nichtaraber: sie glorifizieren und respektieren ihre `Ulama (Gelehrten) mit einigen Bräuchen und Gewohnheiten, welche sich von Land zu Land unterscheiden. Dazu gehört, dass wenn ein Gelehrter ein Haus betritt, um jemanden zu besuchen, dass seine Schuhe bei der Abreise so umgedreht werden, dass er direkt hinein schlüpfen kann, ohne sich anstrengen zu müssen, sie erst umzudrehen. Er sollte seine Schuhe also für ihn bereit gestellt vorfinden. Als der Gelehrte seinen Freund besuchte, und dann gehen wollte, fand er seine Schuhe so vor, wie am Anfang. Der Gastgeber hatte den Gelehrten also nicht respektiert, und sie einfach so gelassen, wie sie waren. Also sagte der Gelehrte dass dies Kufr (Unglaube) sei.
Warum? Weil der Gastgeber den ´Alim (Gelehrten) nicht respektiert hatte und derjenige, der den Gelehrten nicht respektiert, respektiert das ´Ilm (Wissen) nicht und derjenige, der das Wissen nicht respektiert denjenigen nicht, der das Wissen gebracht hat. Und jener der das ´Ilm gebracht hat, war Muhammad sallAllahu alayhi wa sallam. Und er machte in der Art weiter, bis er zu Jibril (alayhis salam) kam, und dann zum Herrn der Welten; daher sei der Gastgeber ein Kafir.

Diese Regeln aus deiner Frage, erinnerten mich an diese Geschichte. (Schaikh lächelt)

Es ist absolut keine Bedingung, dass jemand, der eine Person zum Kafir erklärt oder den Beweis gegen ihn erbracht hat, dass deshalb alle Leute in diesem Urteil des Takfir mit ihm sein müssen. Denn er (seine Situation) mag offen für Interpretation sein und ein anderer Gelehrter mag der Meinung sein, dass es nicht erlaubt sei, dieses Individuum zum Kafir zu erklären. Dasselbe gilt für das Erklären einer Person zum Fasiq (Frevler, offenkundiger Sünder) oder Mubtadi‘a (Erneuerer).
Diese Realität gehört zu den Fitan (Heimsuchungen) der heutigen Tage und zur Voreiligkeit einiger Jugendlicher, die behaupten ´Ilm (Wissen) zu besitzen. Der Punkt ist also, dass diese Kette oder Festlegung, in keiner Weise verbindlich ist.
Dies ist eine offene Angelegenheit. Ein Gelehrter mag etwas als verpflichtend ansehen, während der andere dies nicht tut. Und die früheren und späteren Gelehrten unterschieden sich nie, außer aufgrund der Tatsache, dass die Tür des Ijtihat, es nicht verpflichtend macht, dass andere seine Meinung nehmen müssen.

Es ist nur der Muqallid (blind-Folger), welcher kein Wissen hat, der blind folgen muss. Wenn ein Gelehrter einen anderen sieht, wie er jemanden zum Kafir, Fasiq oder Mubtadi’a erklärt, aber nicht mit dieser Meinung übereinstimmt, ist es in keiner Weise verpflichtend für ihn, diesem Gelehrten darin zu folgen. Dies ist ein Unheil, dass sich inschaa'Allah nicht von deinem Land aus, in andere verbreitet hat?

Fragesteller:
Wa-llaahi o Schaikh, es ist anwesend in unserem Land, die Angelegenheit des Erklärens der Leute zu Erneuerern und die Angelegenheit …

Der Schaikh sagt weiter:
Was die „Jama‘aat-Takfir“ (Gemeinschaft des Takfir) angeht, so ist es sehr bekannt, dass sie eine Gruppe ist, die in Ägypten begann; ihre Fitna war hier in Amman, bevor ich hier herzog, also vor ca. 14 Jahren. Doch Allah leitete sie, und sie wurden aufrichtig, auf der Sunna mit uns. Genauso kamen einige von ihnen nach Damaskus, um dort ihre Fitna zu verbreiten, doch abermals, unser Herr gab ihnen keinen Erfolg und sie kehrten mit leeren Händen zurück. Was diese Dalala (Irreleitung) betrifft, so ist sie in Ägypten immer noch existent und ich fürchte, dass einiges davon die Talibul ´Ilm (Studenten des Wissens) erreicht haben könnte. Allahu musta’an (Allah bewahre uns).


Schaykh Al-Albani, rahimahullah

Aus einer Audioaufnahme des Schaikhes