Frage:
Wie ist das Urteil über jemanden, der einen Gelehrten oder Daa’i (Aufrufer) liebt und sagt: „Ich empfinde große Liebe für ihn und will keine Widerlegung gegen ihn hören, ich werde weiter von ihm nehmen, auch wenn er gegen die Beweise geht, denn er kennt die Beweise besser als ich!“?
 
Antwort:
Dies ist eine ekelige und abscheuliche blinde Anhängerschaft und sie ist verboten. [1] Wir lieben die Gelehrten, alles Lob gebührt Allah und die Rufer zu Allah, dem Höchsten, aber wenn jemand von ihnen einen Fehler in einer bestimmten Mas’ala (Sache) macht, dann machen wir die Wahrheit mit Beweisen klar. Das verringert unsere Liebe zu den Gelehrten, die wir widerlegen nicht und es verringert ihre Stellung nicht.
 
Imam Malik (rahimahullaah) sagte: „Es gibt niemanden unter uns, der nicht widerlegt werden kann, außer dem in diesem Grab (in Bezug auf Muhammad, sallallaahu alayhi wa sallam). Wenn wir jemand von den Leuten der Wissenschaft und den Vorbildern widerlegen, bedeutet es nicht, dass wir sie hassen, oder sie niedermachen - wir wollen nur die Wahrheit klarstellen. Und genau aus diesem Grund haben manche der Gelehrten, zu Ihresgleichen, wenn diese Fehler machten, gesagt: „Ich liebe so und so, aber ich liebe die Wahrheit mehr.“
Das ist der richtige Weg. Verstehe eine Widerlegung eines Fehlers, den jemand machte, nicht in dem Sinne, dass es eine Erniedrigung oder Hassbekundung (für ihn) ist. Vielmehr widerlegten sich die Gelehrten gegenseitig, ohne das sich ihre Liebe zueinander verringerte. Und man darf von einer Person nichts einfach annehmen, ohne zu wissen ob es wahr oder falsch ist, denn dies wäre blinde Anhängerschaft.
 
Jemand, von dem wir alle Aussagen annehmen und nichts von ihm verlassen, ist unser Prophet Allaahs, denn er berichtete von seinem Herrn, und dies ohne seine eigenen Wünsche. Alle anderen machen Fehler und Gutes. Sogar wenn sie zu den besten Menschen und den hart Arbeitenden gehören, machen sie Fehler und manchmal liegen sie richtig. Niemand ist perfekt, außer dem Gesandten Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam).
 
Wir sind verpflichtet, dies zu wissen und dürfen keinen Fehler verschweigen, weil wir eine bestimmte Person lieben. Es liegt an uns, Fehler aufzudecken. Der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) sagte: „Die Diin (Religion) ist Ratschlag (Nasiiha).“ Also fragten wir, zu wem? Und er antwortete: „Zu Allaah, Seinem Buch, Seinem Gesandten, zum Führer der Muslime und dem Volk.“ Das Aufdecken der Fehler gehört zum Ratschlag an alle Menschen, während Schweigen das Gegenteil ist.    
 

Schaykh Saalih al-Fawzaan, hafidhahullaah

Al-Adjwibat ul-Mufiidah - Herausgeber: Wasiilat us-Salafiyyah, Fußnoten: Djamal Ibn Farihan al-Harissi


[1] Ali al-Qari al-Hanafi sagt: „Es ist für niemanden dieser Ummah verpflichtend, ein „Hanafi“, „Maaliki“, „Schaafi’ii“ oder „Hanbali“ zu sein. Aber jeder, der nicht zu den Gelehrten gehört, muss jemanden von Ahlu-dh-Dhikr fragen und die vier Imame gehören zu Ahlu-dh-Dhikr. Deshalb wird gesagt: „Wer einem Gelehrten folgt, der trifft Allah salim (unbeschadet und rein) und jeder mukallif muss Sayyid ul-Ambijjah, Muhammad (sallallaahu alayhi wa sallam) folgen.“ (Tahkiq von Al-Hilali, Seite 58)

Ähnliches kommt vom Schaykh-ul-Islaam Ibn Taymiyyah, der sagte: „Wer einer anderer Person, als dem Gesandten Allaahs (sallallaahu alayhi wa sallam) blind folgt, wie diejenigen, die Imam Maalik, Schaafi’ii, Ahmad oder Abuu Haniifah blind folgen und denken, die Aussage dieser Personen seien komplette Wahrheit und dies sollte eher befolgt werden, als die Aussagen eines anderen Imam, der dem Widerspricht, ist ein Ignorant und Verirrter und vielleicht ein Kaafir. Denn er glaubt, dass das blinde Folgen eines Imams verpflichtend sei, ohne andere Imame zu erwähnen. (...)“ (Majmuu al-Fataawaa, Band 22, Seite 248 – 249)
 
Und Imam Schaafi’ii sagte: „Die Muslime haben akzeptiert, dass wenn eine Sunnah zu einer Person gelangt, es nicht erlaubt ist, diese zu verlassen um einer Aussage eines anderen Menschen zu folgen.“ (Ilaam al-Mauqi’iin von Ibn al-Qayyim, Band 1, Seite 7)