Frage:

Wir leben in einem nichtmuslimischen Land, wo Allah uns mit Geld gesegnet hat, welches wir in einer amerikanischen Bank aufbewahren. Wir Muslime hinterlegen dort unser Geld, ohne dafür Zinsen zu nehmen. Sie sind darüber sehr erfreut und bezichtigen uns der Dummheit, weil wir ihnen unser Geld überlassen, was ihnen hilft, mithilfe muslimischer Gelder die christliche Botschaft zu verbreiten. Meine Frage nun: Warum nutzen wir nicht die Zinsen, um den bedürftigen Muslimen zu helfen oder Moscheen oder islamische Schulen zu bauen. Sündigt ein Muslim, wenn er diese Zinsen nimmt und sie auf Allahs Weg einsetzt, z. B. dass er sie für die spendet, die ihr Leben und Geld auf Allahs Weg einsetzen?

Antwort:

Es ist nicht erlaubt, Gelder auf Zinsbanken einzuzahlen, seien die Bankenbetreiber Muslime oder Nichtmuslime, weil dies eine Beihilfe zur Sünde ist, selbst ohne Zinsen. Doch wenn man zwecks Aufbewahrung dazu gezwungen ist und man keine Zinsen dafür nimmt, so ist es – so Allah will – nicht schlimm, gemäß Allahs Worten:
„Er hat euch doch auseinandergesetzt, was Er euch verboten hat, außer wenn ihr euch in einer Zwangslage befindet.“ (al-an’am: 119)

Wenn die Zinsen jedoch eine Bedingung sind, so ist die Sünde größer, denn Zinsen sind eine der schlimmsten Sünden, die Allah in Seiner edlen Schrift und durch den Mund Seines Gesandten (a.s.) verboten hat. Er teilt uns mit, dass sie ausgelöscht werden und dass, wer Zinsen nimmt, Allah und Seinen Gesandten bekämpft. Die Konteninhaber können jedoch von den Zinsen für fromme und gute Zwecke spenden, und Allah wird sie dafür belohnen und entschädigen, wie Er sagt: „Denen, die ihr Vermögen bei Nacht oder Tage geheim oder offen spenden, steht bei ihrem Herrn ihr Lohn zu, und sie brauchen keine Angst zu haben, und sie werden nicht traurig sein“ (al-baqara: 274) und Er sagt: „Und wenn ihr etwas spendet, wird Er es euch ersetzen. Er kann am besten bescheren.“ (saba: 39)

Das gilt für den zakat sowie für andere Spenden. Und vom Gesandten Allahs (a.s.) ist ein authentischer Hadith überliefert, dass er sagte: „Geld verringert sich nicht durch Spenden, und Allah wird gewiss den Diener, der verzeiht, an Stärke zunehmen lassen, und Allah wird gewiss denjenigen, der bescheiden ist, erheben.“ Ebenso wie ein weiterer Hadith: „Es gibt keinen Tag, der über den Menschen anbricht, ohne dass zwei Engel herabsteigen. Der eine von ihnen sagt: ‚O Allah, entschädige den Spender’ und der andere sagt: ‚ O Allah, beschere dem Geizigen Verlust.’“

Es gibt sehr viele Quranverse und Hadithe über die Vorzüge der Spenden für wohltätige Zwecke und für Bedürftige. Aber wenn der Geldbesitzer aus Unwissenheit oder aus Sorglosigkeit Zinsen genommen hat und dann von Allah auf den rechten Weg geleitet wurde, der möge sie für wohltätige Zwecke ausgeben und nicht bei seinem Geld belassen, denn Zinsen vernichten den, der mit ihnen in Berührung kommt, so wie Allah es sagt:
„Allah lässt den Zins dahinschwinden, aber Er vermehrt die Almosen (mit Ajr)“ (al-baqara: 276)

Und Allah ist der Herr über den Erfolg.

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: الأقليات المسلمة: فتوى حول المسلمين الذين يعيشون كأقليات - Muslimische Minderheiten: Fatawa über die Muslime, die als Minderheiten leben, Frage Nr. 81.