Frage:
Was ist das Urteil über ein Kind, das von zwei ungläubigen Eltern geboren wurde und vor Erreichen des Alters der Taklif (Erfüllung der Bedingungen, um rechtlich für Handlungen verantwortlich zu sein) stirbt? Ist das Kind in den Augen Allahs ein Muslim, in Anbetracht dessen, dass der Gesandte Allahs (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: Jedes Kind wird auf Al-Fitrah (wahre Glaube des Islam, niemanden außer Allah anzubeten) geboren?

Wenn es ein Muslim ist, haben Muslime dann das Recht, seinen/ihren Leichnam zu waschen und das Totengebet in seinem/ihrem Namen zu verrichten? Bitte klären Sie uns auf. Möge Allah Sie belohnen!

Antwort:

Wenn ein Kind von zwei ungläubigen Eltern stirbt, bevor es das Alter der Taklif erreicht, werden die irdischen Urteile auf es angewendet, und somit wird der Leichnam nicht gewaschen. Darüber hinaus hat es keinen Anspruch auf ein Totengebet oder darauf, auf den Friedhöfen der Muslime begraben zu werden. Jedoch liegt seine Angelegenheit im Jenseits bei Allah (Erhaben sei Er). Es wurde authentisch berichtet, dass der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam), als er über die Kinder der Muschriks (diejenigen, die andere mit Allah in Seiner Göttlichkeit oder Anbetung assoziieren) gefragt wurde, sagte: "Allah weiß, welche Art von Taten sie vollbracht hätten." Einige Religionsgelehrte vertraten die Ansicht, dass das Wissen Allahs (Erhaben sei Er) über sie am Tag der Auferstehung offenbart wird und dass sie auf die Weise von Ahl-ul-Fatrah (denjenigen, zu denen Da'wah auf unverfälschte Weise nicht gelangt ist) geprüft werden. Wenn sie gehorsam dem Folge leisten, was von ihnen verlangt wird, werden sie ins Paradies eintreten; wenn sie aber ungehorsam sind, werden sie ins Feuer kommen. Hadithe vom Propheten (sallallahu alayhi wa sallam) über die Prüfung von Ahl-ul-Fatrah am Tag der Auferstehung wurden als authentisch erwiesen. Dies gilt auch für diejenigen, die dasselbe religiöse Urteil erhalten, wie die Kinder der Ungläubigen.

Allah (Erhaben und Erhöht sei Er) sagt: "Und Wir bestrafen niemanden, bevor Wir einen Gesandten gesandt haben (um zu warnen)." Dies ist die korrekteste Meinung bezüglich Ahl-ul-Fatrah und denen, die ihnen ähnlich sind, zu denen die Da'wah (Aufruf zum Islam) auf unverfälschte Weise nicht gelangt ist. Diese Ansicht wurde auch von Shaykh-ul-Islam Ibn Taymiyyah, seinem Schüler Ibn Al-Qayyim und einer Gruppe der Salaf (rechtschaffene Vorfahren) und der Khalaf (die nachfolgenden Generationen), möge Allah mit ihnen allen barmherzig sein, vertreten. Gelehrter Ibn Al-Qayyim (möge Allah ihm barmherzig sein) erörterte ausführlich das religiöse Urteil bezüglich der Kinder der Ungläubigen und Ahl-ul-Fatrah am Ende seines Buches, Tariq-ul-Hijratayn [Der Pfad der Zwei Hijrahs], unter dem Titel Tabaqat Al-Mukallafin [Ebenen der Mukallafs].

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: Majmu’ al-Fataawa Ibn Baz, Teil 3, Seite 164. Übersetzung: Abu Davut Konyevi