Frage:

Ich habe einen Verwandten, der häufig bei Allah schwört, unabhängig davon, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Was ist das religiöse Urteil über eine solche Handlung?

Antwort:

Er sollte beraten werden und ihm sollte gesagt werden, dass er das häufige Schwören unterlassen soll, selbst wenn er die Wahrheit spricht, denn Allah (Erhaben und Preiswürdig sei Er) sagt: "Und schützt eure Eide (d.h. schwört nicht zu viel)." Zudem sagte der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam): "Drei Personen, mit denen Allah am Tag der Auferstehung weder sprechen, noch sie anschauen, noch sie reinigen wird, und sie werden eine schmerzhafte Strafe haben: ein grauhaariger Ehebrecher, ein arroganter armer Mensch und ein Mann, der Allah zu seinem Handelsgut macht: er kauft nur, indem er (bei Allah) schwört, und er verkauft nur, indem er schwört."

Die Araber wurden dafür gelobt, dass sie selten Eide schworen. Ein Dichter sagte über sie:

Wer nicht so viel schwört, kann seinen Eid halten
Wenn er einen Eid leistet, wird er ihn erfüllen

Aliyah im Arabischen bedeutet Eid.

Es ist für einen Mu'min (Gläubigen) vorgeschrieben, selten zu schwören, auch wenn sie die Wahrheit sagen. Häufiges Schwören kann dazu führen, dass sie lügen.

Es ist bekannt, dass Lügen Haram (verboten) ist; aber es ist noch verbotener, wenn es mit Schwüren kombiniert wird. Dennoch, wenn es eine fordernde Situation oder einen wahrscheinlichen Nutzen gibt, der einen Muslim dazu aufruft, unwahr zu schwören, wird es erlaubt sein. Es wurde authentisch aus dem Hadith von Umm Kulthum bint 'Uqbah ibn Abu Mu'it (möge Allah mit ihr zufrieden sein) überliefert, dass der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: "Nicht ein Lügner ist derjenige, der versucht, zwischen den Menschen zu vermitteln und deshalb etwas Gutes erzählt oder etwas Gutes sagt." Umm Kulthum bint 'Uqbah (möge Allah mit ihr zufrieden sein) sagte auch: "Ich habe ihn (den Propheten, sallallahu alayhi wa sallam) niemals etwas von dem erlauben hören, was die Menschen 'Lügen' nennen, außer in drei Fällen: Krieg, Versöhnung zwischen den Menschen und das Gespräch des Mannes mit seiner Frau und das Gespräch der Frau mit ihrem Mann." (Berichtet von Muslim im Sahih [Authentisches Hadith-Buch])

Wenn ein Muslim, in dem Versuch, zwischen den Menschen zu vermitteln, sagt: "Ich schwöre bei Allah, dass eure Gefährten eine Versöhnung mit euch wünschen, sie möchten gerne ein gutes Verhältnis zu euch haben und wollen dies und jenes", dann geht er zu der anderen Partei und sagt ihnen die gleichen Worte, mit der Absicht, Gutes zu tun und in der Hoffnung, eine Versöhnung zu erreichen, ist dies nach dem oben genannten Hadith zulässig.

Dasselbe gilt, wenn ein Muslim sieht, dass eine Person eine andere ungerechterweise töten will oder gegen sie eine ungerechte Handlung begehen will. Also sagt er: "Bei Allah, er ist mein Bruder", um ihn vor diesem Unterdrücker zu retten, der ihn töten oder ohne Recht schlagen will, und er ist sicher, dass durch das Sagen: "das ist mein Bruder" der Unterdrücker die andere Person aus Respekt vor ihm in Ruhe lassen wird. In einem solchen Fall sollte ein Muslim dies tun, um seinen Bruder vor Unterdrückung zu retten.

Die grundlegende Regelung bezüglich falscher Eide ist, dass sie verboten und untersagt sind, es sei denn, sie sind für einen ernsthaften Nutzen gedacht, der schwerwiegender ist als Lügen, wie die drei Beispiele im vorherigen Hadith erwähnt.

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: Majmu’ al-Fataawa Ibn Baz, Teil 1, Seite 54-55. Übersetzung: Abu Davut Konyevi