Frage:

Ein Mann kam herein und die Anwesenden standen auf, aber ich nicht. War es meine Pflicht, für den Mann aufzustehen? Begehen diejenigen, die für ihn aufgestanden sind, eine Sünde?

Antwort:

Es ist nicht verpflichtend, für jemanden aufzustehen, der zu uns kommt. Es gehört zu den guten Verhaltensweisen, dass eine Person, insbesondere der Hausherr, für seinen muslimischen Bruder aufsteht, um ihm die Hand zu schütteln und ihm seinen Platz zu zeigen. Der Prophet (Friede sei auf ihm) stand für Fatimah (möge Allah mit ihr zufrieden sein) auf und sie tat dasselbe bei ihm. Der Prophet (Friede sei auf ihm) befahl seinen Gefährten (möge Allah mit ihnen zufrieden sein), für Sa‘d ibn Mu‘adh (möge Allah mit ihm zufrieden sein) aufzustehen, als er kam, um sein Urteil über Banu Qurayzhah zu fällen.

Auch Talhah Ibn ‘Ubaydullah (möge Allah mit ihm zufrieden sein) stand in der Gegenwart des Propheten (Friede sei auf ihm) auf, als Ka‘b Ibn Malik (möge Allah mit ihm zufrieden sein) nach der Annahme seiner Reue durch Allah ankam. Talhah schüttelte ihm die Hand, gratulierte ihm und setzte sich wieder hin. Für Menschen auf diese Weise aufzustehen, gehört zu den guten Verhaltensweisen, die ein Muslim ausführen darf.

Aufzustehen als Zeichen der Verherrlichung ist im Islam nicht akzeptabel. Es ist jedoch erlaubt, für einen Gast aufzustehen, um ihn zu empfangen, ihm die Hand zu schütteln und ihn zu begrüßen. Ein Muslim sollte nicht für einen anderen Muslim aufstehen, während die Leute sitzen, ohne ihn zu empfangen oder ihm die Hand zu schütteln. Es ist völlig inakzeptabel, für einen Muslim, der sitzt, nur aus Verherrlichung aufzustehen, und nicht zum Zwecke des Schutzes. Die Gelehrten haben das Aufstehen für andere in drei Kategorien eingeteilt:

Erstens: Diejenigen, die aus Verherrlichung für eine Person aufstehen, wie es Nichtmuslime bei ihren Königen und Adligen tun. Der Prophet (Friede sei auf ihm) erklärte es für unzulässig. Deshalb befahl der Prophet (Friede sei auf ihm) seinen Gefährten, hinter ihm sitzen zu bleiben, als er das Gebet in sitzender Position verrichtete . Als sie aufstanden, sagte er: „Ihr wart kurz davor, mich zu verherrlichen, genau wie die Perser und Römer es tun, wenn sie ihre Führer verherrlichen.“

Zweitens: Diejenigen, die bei der Ankunft oder Abreise eines Muslims nur aus reiner Verherrlichung aufstehen, ohne ihn zu empfangen oder ihm die Hand zu schütteln. Dies ist mindestens ein Makruh (tadelnswerte) Handlung.

Drittens: Diejenigen, die für einen Neuankömmling aufstehen, um ihm die Hand zu schütteln, ihm seinen Platz zu zeigen oder Ähnliches, daran ist nichts auszusetzen; vielmehr ist es eine lobenswerte Handlung, wie zuvor erwähnt.

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: Majmu’ al-Fataawa von Schaykh Abdulaziz bin Baz, Teil 4, Seite 394-395. Übersetzung: Abu Davut Konyevi


 

Frage:

Was ist das religiöse Urteil darüber, dass Schüler aus Respekt vor Lehrern aufstehen?

Antwort:

Männliche und weibliche Schüler sollten nicht für einen Lehrer aufstehen; das Mindeste, was man über eine solche Handlung sagen kann, ist, dass sie hochgradig Makruh (verwerflich) ist. Anas (möge Allah mit ihm zufrieden sein) sagte: "Niemand unter den Menschen war ihnen (d.h., den Gefährten) lieber als der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm), doch wenn sie ihn sahen, stand keiner von ihnen für ihn auf, denn sie wussten, wie sehr er das hasste." Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte: "Wer möchte, dass die Menschen für ihn aufstehen, der soll seinen Platz in der Hölle einnehmen."

Diese Regelung gilt gleichermaßen für Männer und Frauen. Möge Allah uns zu allem führen, was Ihm gefällt, und uns von Dingen fernhalten, die Ihm missfallen, und möge Er uns von dem fernhalten, was Er verboten hat. Wir bitten Allah, uns allen nützliches Wissen zu gewähren und uns zu helfen, danach zu handeln.

Er ist der Allgütige und Großzügige.

Schaykh Abdulaziz bin Baz, rahimahullah

Quelle: Majmu’ al-Fatawa Ibn Baz, Teil 5, Seite 349. Übersetzung: Abu Davut Konyevi