Frage:
Wenn eine Person etwas sieht, was ihr gefällt, sagt sie dann “Maa schaa'a-llaah, tabaaraka-llah, oder “Maa schaa'a-llaah, tabaaraka-llah, laa Quwwata illaa bi-llaah (Es sei, was Allah will, segensreich ist Allah, es gibt keine Kraft außer durch Allah)”, und sind alle (diese Formen) korrekt?

Antwort:
Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Und Salaah und Salaam seien auf dem Gesandten Muhammad, und seinen Gefährten bis zum Tage des Gerichts.

Wenn jemand etwas sieht, was ihm gefällt, betreffend seines eigenen Vermögens, dann soll er sagen:

“Maa schaa'a-llaah, tabaaraka-llaah, laa Quwwata illaa bi-llaah“, so wie in der Geschichte der zwei Gärten (in Surah al-Kahf), als der eine Gefährte zum anderen sagte:

{وَلَوْلَا إِذْ دَخَلْتَ جَنَّتَكَ قُلْتَ مَا شَاءَ اللَّـهُ لَا قُوَّةَ إِلَّا بِاللَّـه}

“Würdest du doch, wenn du deinen Garten betrittst, sagen: (Es sei,) was Allah will; es gibt keine Kraft außer durch Allah‘)!” (Surah Al-Kahf 18:39). Dies, wenn jemand etwas in seinem Besitz sieht, was ihm gefällt.

Wenn er außerhalb seines Besitzes etwas sieht, was ihm gefällt, dann soll er sagen:

“Baaraka-llaahu ‘alayhi” (Allahs Segen darauf), oder eine entsprechende Aussage (Anmerk. Wie „Allaahumma baarik“ (Oh Allah segne es)).

Anmerkung:

{إِذَا رَأَى أَحَدُكُمْ مِنْ أَخِيْهِ, أَوْ مِنْ نَفْسِهِ, أَوْ مِنْ مَالِهِ مَا يُعْجِبُهُ [فَلْيَدْعُ لَهُ بِالْبَرَكَةِ] فَإِنَّ الْعَيْنَ حَقٌّ!}

„Wenn einer von euch etwas sieht von seinem Bruder oder von sich selbst, oder von seinem Vermögen, das ihm gefällt, [dann soll er für jenes um Segen bitten,] denn wahrlich, Al-‘Ayn (das Auge, d.h. der „böse Blick“) ist Haqq (wahr) [1]!“ (Musnad Ahmad 4/477, Ibn Maja, und Maalik. Schaykh Al-Albani stufte es in ‚Sahih al Jami'‘,1/212 als sahih ein. Siehe ‚Zad Al-Mi'ad‘, 4/170 mit dem Tahqiq von Al-Arna'uut; Siehe auch: Hisnul Muslim, Nr. 125: „Bittgebet desjenigen, der befürchtet mit seinem Blick eine Sache zu treffen“.)

Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: „Wenn du etwas an dir oder an deinem Reichtum oder an deinem Bruder siehst, das dir gefällt, dann solltest du Allah um Seinen Segen bitten, denn wahrlich, Al-'Ayn ist wahr! (Al-Hakim; "Tabaarak" bedeutet hier, "Baaraka-llaahu lak" (möge Allahs Segen mit dir sein) zu sagen, und nicht "Tabaaraka-llaah" (gesegnet sei Allah).)

Es sei angemerkt, dass selbst wenn man keine bösen Absichten oder Neid empfindet, sich selbst, oder andere auch ungewollt (eigene Kinder, Ehepartner etc.) mit seinem 'Ayn treffen kann [2]. Wenn dich also jemand dazu auffordert Allah um Barakah zu bitten, der sieht, dass dir etwas gefällt, fühle dich nicht angegriffen, sondern danke Allah, dass Er dir Geschwister gibt, die dich auf das Gute hinweisen! Denke ebenso daran, dass wenn dir selbst etwas an dir oder Geschwistern gefällt, Allah entsprechend um Segnung (Barakah) dafür zu bitten.

Anmerkung Ende

Wenn er etwas sieht, was ihm gefällt, was zu den Angelegenheiten der Dunyaa gehört, dann soll er sagen:

“Labbayk, inna-l-‘aischa, ‘aischu-l-Aakhirah, sowie es der Prophet (sallAllahu alayhi wa sallam) zu sagen pflegte. Wenn er also sagt “Labbayk“, was bedeutet: “hier sind wir“, dann sagt er “inna-l-‘aischa, ‘aischu-l-Aakhirah“, was bedeutet: “wahrlich, das (wahre) Leben ist das Leben im Jenseits“. Er bestimmt für sich selbst gleichzeitig, dass die Dunyaa, und alles was es darin gibt, keinen Bestand hat, und dass es in ihr kein Leben gibt, denn wahrlich, das wahre Leben ist das Leben im Aakhira.


Schaykh Muhammad Ibn Saalih al-Uthaymin, rahimahullah

Fataawaa Nuur ‘alaa-d-Darb; Kassette Nr. 321

 

[1] „Al ‘Aynu-Haqq“ (Das Auge ist wahr): Alles betreffend, worüber nicht Barakah (Segen) ausgesprochen wurde.

Von Ibn ‘Abbaas, (radiya-llahu anhum) wird berichtet, dass der Prophet (sallallaahu alayhi wa sallam) gesagt hat: „Al-‘Ayn (der böse Blick) ist wahr! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss der böse Blick gewesen. Wenn ihr also aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nehmt die Gebetswaschung vor.“ (Muslim)

Imaam an-Nawawii sagte in seiner Erklärung: „Hierin ist eine Bekräftigung der göttlichen Fügung (al-Qadar). […] Kein Leid, dass durch den bösen Blick verursacht werden kann noch sonst irgendetwas anderes an Gutem oder Bösen kann geschehen, außer durch die Erlaubnis des Erhabenen Allahs. In diesem Hadiith wird außerdem der böse Blick bestätigt und dass er enormes Leid verursachen kann.“

Nail al-Awtaar sagte, dass al-Bazzaar mit einer guten Überlieferungskette von Jaabir (radiya-llahu anhu) berichtete, dass der Prophet (sallallaahu alayhi wa sallam) sagte: „Die meisten aus meiner Ummah, die durch die Festlegung (Al-Qadar) und Bestimmung (al-Qadaa‘) Allahs sterben werden, werden durch den bösen Blick sterben.“

Abii Na’iim berichtete in ‚Al-Hilyah wa l-Khattiib al-Baghdaadi‘, das von Al-Albaanii als „gut“ eingestuft wurde, dass Jaabir (radiya-llahu anhu) sagte: „Der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) sagte: ‚Der böse Blick kann einen Mann ins Grab bringen und ein Kamel in den Kessel.‘“ (D.h.: Al-‘Ayn kann einen Mann mit Allahs Erlaubnis tödlich treffen, sodass er dann begraben wird. Er kann auch ein Kamel treffen, sodass es kurz vor seinem Tod vom Besitzer geschlachtet und im Kessel gekocht wird.)

[2] Ibn-ul-Qayyim (rahimahullah) sagte: „Eine Person kann vom eigenen bösen Blick (‘Ayn) getroffen werden und kann andere damit unabsichtlich treffen.“

Ibn ‘Abdul-Barr (rahimahullah)  sagte: „Ein rechtschaffener Mensch kann andere mit seinem bösen Blick treffen. Er kann sogar sich selbst mit dem bösen Blick treffen.“

Maßnahmen um dem bösen Blick vorzubeugen

  • Sich gegenüber Allah bedürftig, erniedrigt und gebrochen zeigen und sich begreiflich machen, dass man auf den Schutz Allahs und Seine Fürsorge angewiesen ist.
  • Regelmäßig die Morgens- und Abends-Bittgebete (Adhkaar) aufsagen, da demjenigen, der sie aufsagt, mit Allahs Hilfe kein Leid treffen kann. (Für die Adhkaar siehe ‚Hisnul Muslim‘, Kapitel 27: Dhikr am Morgen und am Abend)

Der Prophet, möge Allah ihn loben und Heil schenken, pflegte für Al-Hasan und Al-Husain Zuflucht bei Allah zu suchen, indem er sagte: „Euer Vater pflegte damit für Ismaa’iil und Ishaaq Zuflucht bei Allah zu suchen: ‚Ich suche für euch Zuflucht bei den vollkommenen Worten Allahs vor jedem Schaytaan, jedem Ungeziefer und vor jedem bösen Blick.‘ (Al-Buchaarii; Siehe ‚Hisnul Muslim‘, Kapitel 48: Womit man Zuflucht für die Kinder nimmt)

  • Zu den Maßnahmen, mit denen der böse Blick abgewehrt werden kann, gehört das Verbergen der Dinge, bei denen man befürchtet, dass sie den bösen Blick auf sich ziehen könnten, so wie es Ya’quub getan hat, als er seine Söhne aufgefordert hat, durch verschiedene Tore nach Ägypten hineinzugehen, weil es ein Bedürfnis in seiner Seele war, das er damit erfüllte (siehe Surah Yuusuf, 12:67). Die Muffassiruun sagten, dass er damit das Unheil des bösen Blicks von ihnen abwehren wollte. Das gleiche tat auch der rechtgeleitete Kalif ‘Uthmaan (radiya-llaahu anhu) als er einen kleinen Jungen sah, der hübsch war. Er sagte: „Kremt sein Grübchen in der Wange ein, damit die Blicke von ihm abgewandt werden.“ D.h.: Füllt sie mit Creme, damit sie nicht mehr deutlich zu sehen sind.

Das Durchführen der Rukyah beim Befall des bösen Blicks

Imaam Ahmad und At-Tirmidhii (2059, der ihn als authentisch einstufte) berichteten, dass Asmaa` Bint ‘Umais sagte: „O Gesandter Allahs, die Kinder von Ja‘far leiden wegen dem bösen Blick, der sie traf, darf ich für sie die Ruqyaa durchführen?“ Er sagte: „Ja! Und wäre es möglich, dass etwas der göttlichen Fügung (al-Qadar) zuvorkommt, dann wäre es gewiss Al-‘Ayn gewesen.“ (Von Al-Albaanii als authentisch eingestuft, in „Sahiih at-Tirmidhii“)

Abuu Daawuud berichtete, dass ‘Aa’ischah (radiya-llahu anha) sagte: „Die Person, die für den bösen Blick verantwortlich war, wurde geholt und darum gebeten, die Gebetswaschung durchzuführen. Dann wusch sich die Person, die vom bösen Blick betroffen war, mit diesem Wasser.“ (Von Al- Albaanii in „Sahiih Abuu Daawuud“ als authentisch eingestuft)

Folgendes haben Imaam Ahmad, Ibn Maajah, Maalik und andere von Sahl Ibn Hunaif (radiya-llahu anhu) berichte: „Eines Tages reiste der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) mit seinen Gefährten nach Mekka. Als sie die Felsenschlucht von al-Khazzaar in al-Juhfah erreichten, hat sich Sahl Ibn Hunaif dort gewaschen. Er war ein weißer Mann, mit einem schönen Körper und schöner Haut. ‘Aaamir Ibn Rabii’ah sah ihn, als er sich wusch, und sagte: „Ich habe noch nie so etwas gesehen, nicht mal die verborgene Haut einer Jungfrau ist so weiß.“. Daraufhin erlitt Sahl einen Anfall (epileptischer Anfall, bei dem er zu Boden fiel). Der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) wurde daraufhin gerufen und gefragt: „O Gesandter Allahs! Weißt du, was mit Sahl geschehen ist? Bei Allah, er kann weder seinen Kopf heben noch aufwachen.“ Er sagte: „Habt ihr irgendjemanden wegen ihm zu beschuldigen?“ Sie sagten: „‘Aamir Ibn Rabii‘ah hat ihn angeschaut.“ Der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) ließ daraufhin ‘Aamir bringen und war sehr zornig auf ihn. Er sagte zu ihm: „Weshalb tötet einer von euch seinen eigenen Bruder? Wenn du etwas gesehen hast, was dich beeindruckt, dann bitte doch um Segnung für ihn!“ Dann sagte er weiter zu ihm (zu ‘Aamir): „Verrichte die Gebetswaschung für ihn.“ Also wusch ‘Aamir sein Gesicht, seine Hände, Ellbogen, und die Unterseite seiner Füße in einer Schale. Danach gossen sie dieses Wasser über ihn (Sahl) - ein Mann, goss es über seinen Kopf und seinen Rücken. Als sie dies für ihn getan haben, ist Sahl aufgestanden und ist mit den Leuten gegangen so, als wäre nie etwas geschehen.“
Dieser Hadiith zeigt an, dass es für denjenigen erlaubt ist, der vom bösen Blick getroffen wurde und weiß, wer ihn ihm angetan hat, ihn darum zu bitten, für ihn die Gebetswaschung durchzuführen. Und derjenige, der dieses Unheil verursacht hat, sollte seiner Bitte nachkommen und nicht querulieren. Denn der Gesandte Allahs (sallallaahu alayhi wa sallam) sagte: „Wenn ihr also aufgefordert werdet, die Gebetswaschung vorzunehmen, damit diese Person vom Einfluss des bösen Blickes geheilt wird, dann nimmt die Gebetswaschung vor.“ Al-Haafidh Ibn Hajar (rahimahullaah) sagte: „Nach dem Wortlaut zu urteilen, ist dies sogar eine Pflicht.“