Frage:
Es ist ihnen nicht verborgen, dass das Leben im Land des Unglaubens Einfluss auf uns, unseren Charakter und den gegenseitigen Umgang nimmt. Somit kann dies ein Grund dafür sein, dass vermehrt Probleme entstehen und ebenfalls dafür, dass die Standhaftigkeit (auf der Religion) geschwächt wird. Was ist also die Lösung dafür, um diese Eigenschaften der vorislāmischen Zeit abzulegen?
Antwort:
In Namen Allāhs, alles Lob gebührt Allāh und das Heil und der Segen seien auf dem Gesandten Allāhs, seiner Familie und seinen Gefährten. Zweifelsohne, möge Allāh euch segnen, hat das Verweilen oder der Aufenthalt in diesen Ländern einen Einfluss, wie dies in der Frage (bereits) erwähnt wurde. Dies bedeutet aber nicht, dass derjenige, der sich in einem islāmischen Land befindet, nicht auch von diesen Problemen betroffen ist. Nein, denn die gibt es (dort) ebenfalls. Jedoch sind sie geringfügiger, je nach Ort und Land.
Dennoch, möge Allāh dich segnen, gibt es keinen Zweifel daran, dass sich der Fragende oder jene, über die gefragt wurde, in einem von zwei Zuständen befinden. Entweder war er ein Kāfir, dem Allāh die Gunst des Islām erwiesen hat und dem Allāh der Erhabene zum Islām und zur Sunnah rechtgeleitet hat. Und dies ist eine gewaltige Gunst und eine riesige Gnade von Allāh, die Er ihm erwiesen hat. So soll er Allāh dafür loben und ihm bei Tag und Nacht, im Offenkundigen und im Verborgenen, dafür danken. Und der zweite Zustand ist, dass er ursprünglich Muslim war, welcher jedoch von der Wahrheit und der Rechtleitung abgewichen war, so dann hat Allāh ihn zur Standhaftigkeit (auf der Religion) und zum Festhalten an der Sunnah rechtgeleitet. Somit trifft einer dieser beiden Zustände auf ihn zu. Sowohl im ersten Zustand als auch im zweiten Zustand.
Die Tatsache, dass er im Land des Unglaubens lebt, mit allem was sich darin (an Übel) befindet und ebenso die Umgebung, welche mit Abscheulichkeiten, vernichtenden und zerstörerischen Sünden und sonstigen Arten des Unglaubens überdeckt ist - und Allāh fragen wir nach Sicherheit und Unversehrtheit. So sage ich hierzu, möge Allāh dich segnen, dass es für die Person des ersten Zustandes als auch für die des zweiten Zustandes von äußerster Wichtigkeit ist, bestrebt darin zu sein, sich selbst vom alten Charakter und den Überresten der Vergangenheit loszulösen, auf denen er sich zuvor, im Zustand des Unglaubens oder im Zustand der Irrleitung, befand. Und so hat Allāh sie zur Wahrheit und zur Rechtleitung geführt. Einige nehmen den Islām an oder werden rechtgeleitet, bemühen sich jedoch nicht, sich selbst vom alten Charakter und den elendigen und verdorbenen Überbleibsel der Vergangenheit zu reinigen, welche Verderben über ihn bringen und sein Leben vergällen. Er beeilt sich nicht, sie abzulegen. Ja, du bist zum Islām konvertiert und bist zur Wahrheit rechtgeleitet worden und alles Lob gebührt Allāh dafür. Jedoch ist es notwendig, den Charakter zu verbessern und es ist notwendig, sich darum zu bemühen, die Angelegenheit zu berichtigen und zu korrigieren.
Als der Prophet ﷺ zu Quraisch, den Arabern und den Menschen allesamt kam und sie zur Wahrheit, zur Rechtleitung und zum Islām rief, ließ er sie nicht einfach so sein, wie sie waren. Da gab es einige Charakterzüge, die sie in der vorislāmischen Zeit hatten, wie die Großzügigkeit, der Mut, das Einhalten des Versprechens und andere. Als der Islām kam, bestätigte er sie in diesen Charaktereigenschaften und berichtigte sie. Und andere Charaktereigenschaften wiederum, auf dem sie oder einige von ihnen sich befanden, wie Heimtücke, Verrat, Lügen oder andere dieser üblen Charaktereigenschaften, hat der Islām ihnen verboten. Und wenn etwas davon bei jemanden von ihnen übrig blieb, strengte er sich an, sie abzulegen und sich von ihnen zu reinigen. Und deshalb, als einer der Ṣaḥābah zum anderen sagte: "Sohn einer Schwarzen", sagte der Prophet ﷺ: "Wahrlich du bist eine Person, in der sich (Eigenschaften) der vorislāmsichen Zeit befinden" Das heißt von früher. Somit ist es verpflichtend, dass du dich davon reinigst. Es ist Pflicht, dass du dich davon reinigst. Und als ein Mann von den Anṣār und ein Mann von den Muhāğirīn sich gegenseitig beschimpften, wie dies im authentischen Werk von Buchāriy und anderen überliefert wurde, war diese Auseinandersetzung zwischen ihnen der Grund dafür, dass die Nacht der Bestimmung aufgehoben wurde. Der Prophet ﷺ wollte sie über die Nacht der Bestimmung informieren, jedoch war die gegenseitige Beschimpfung der Grund dafür, dass sie aufgehoben wurde. Und dies ist von der tiefgründigen Weisheit Allāhs - majestätisch und erhaben ist Er. "Er wird nicht befragt nach dem, was Er tut; sie aber werden befragt." (Surah al-Anbiyāʾ 21:23)
Als dann der Prophet ﷺ rauskam und jeder der beiden rief: "Oh Muhāğrīn eilt zur Hilfe" und der andere sagte: "Oh Anṣār eilt zur Hilfe", so sagte der Prophet ﷺ: "Begehrt ihr etwa den Ruf der vor-islāmischen Zeit, während ich mich unter euch befinde? Unterlasst dies, denn es ist fürwahr eine Abscheulichkeit!" Er wies sie an, dies zu unterlassen. So war er ﷺ bestrebt darin, zu verbessern und zu berichtigen, er ließ das, was gut und korrekt war, beurteilte die Dinge und berichtigte sie. Möge Allāh dich segnen. Und bei uns ist es genauso. Du gründest keine neue Gesellschaft, die zuvor noch nicht vorhanden war. Wenn du die Gesellschaft und die Leute verbessern willst, dann erfinde keinen neuen Weg. Wie hat der Prophet ﷺ die Gesellschaft und die Leute verbessert? Wie ist er mit ihnen umgegangen? Es gibt diesbezüglich nur einen Weg und es gibt keinen anderen als diesen. Wir brauchen keinen neuen Weg zu erfinden. Wer von ihnen auch immer einen fehlerhaften Charakter aufwies oder sich auf einem schiefen Weg befand, den berichtigte er, den änderte er ab und den korrigiert er ﷺ. Und die Leute kamen (schließlich) zusammen. Als sich der Streit zwischen den Muhāğirīn und den Anṣār ereignete, kamen beide zusammen und jeder gab dem anderen, ja sogar Anteile des Hauses usw. So brachte er ﷺ zwischen ihnen die Brüderlichkeit hervor. Er ﷺ verbrüderte die Muhāğrīn und die Anṣār miteinander. So mehrte sich der Zusammenhalt und der gegenseitige Kontakt. Und so haben wir auch zu sein. Wenn du andere verbessern willst, dann fang bei dir selbst an. Es kann nicht sein, dass du die anderen verbessern möchtest, während du selbst verdorben bist.
(Gedicht): Jemand ohne Gottesfurcht, der anderen die Gottesfurcht anbefiehlt, ist wie ein Arzt, der Menschen behandelt, wobei der Arzt selbst krank ist.
Und dies ist nicht möglich. Deshalb, - möge Allāh dich segnen - wenn du andere verbessern willst.
Diese heutige Gesellschaft, welche aus Einzelpersonen besteht, sie besteht aus mir, dir, Muḥammad, Aḥmad, Zaid, ʿAmr und Chālid - zuerst berichtigt man sich selbst und bemüht sich darin, dass man selbst besser wird. Danach ruft man die anderen dazu auf, sich zu verbessern und sich darin anzustrengen usw. Und unversehens wirst du dann, mit der Erlaubnis Allāhs, eine rechtschaffene Gesellschaft vorfinden.
Schaykh 'Abdullah Al-Buchāri, hafidahullah

Übersetzer: Isḥāq Abū ʿUmar