Sura al-Maida, Vers 5: "Heute sind euch die guten Dinge (at-Tayyibat) erlaubt. Und die Speise derjenigen, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, und eure Speise ist ihnen erlaubt. Und die Ehrbaren von den gläubigen Frauen und die ehrbaren Frauen von denjenigen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen ihren Lohn gebt, als ehrbare Ehemänner, nicht als solche, die Hurerei treiben und sich Liebschaften halten. Wer den Glauben (Iman) verleugnet, dessen Werk wird hinfällig, und im Jenseits (Akhira) gehört er zu den Verlierern (Khasirin)."

Nachdem Allah die unreinen Dinge, die er für Seine gläubigen Diener verboten hat und die guten Dinge, die er für sie erlaubt hat, erwähnt, sagt Er als nächstes: "Heute sind euch die guten (tayyib) Dinge erlaubt."

Dann erwähnt Allah das Urteil bezüglich des geschlachteten Fleisches von den Leuten der Schrift (Juden und Christen): "Und die Speise derjenigen, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt…" bedeutet, dass damit das geschlachtete Fleisch von den Leuten der Schrift gemeint ist, so wie ibn Abbas, Abu Umamah, Mujahid, Sa‘id ibn Jubayr, Ikrimah, Ata, Al-Hasan, Makhul, Ibrahim An-Nakha’i, As-Suddi und Muqatil bin Hayyan sagten.

Es gibt eine übereinstimmende Meinung unter den Gelehrten, dass das geschlachtete Fleisch von den Leuten der Schrift für die Muslime erlaubt ist, weil die Leute der Schrift daran glauben, dass es verboten ist, für jemanden anderen als  Allah zu schlachten. Sie erwähnen den Namen Allahs beim Schlachten der Tiere, obwohl sie irregeleitete Glaubensansichten haben, die nicht Allahs Majestät entsprechen.

Es gibt eine authentische Überlieferung, in der Abdullah bin Mughaffal sagte: „Als wir die Festung von Khaybar attackierten, warf eine Person eine Ledertasche, die Fett beinhaltete. Ich lief zu ihr, nahm sie und sagte: ‚Ich werde heute niemandem irgendetwas von diesem Behälter geben.‘ Aber als ich mich umdrehte, sah ich den Propheten (sallAllahi alayhi wa sallam) hinter mir stehen, während er lächelte.“

Die Gelehrten stützten sich auf diesen Hadith als Beweis, dass es uns erlaubt ist, von der essbaren Beute das zu nehmen, was wir brauchen, bevor sie geteilt wird.
Die Gelehrten der Hanafis, Schafi’is und Hanbalis sehen in diesem Hadith den Beweis, dass auch die Teile der von den Juden geschlachteten Tieren gegessen werden dürfen, die die Juden sich selbst verboten haben, wie beispielsweise Fett.  Sie nutzten diesen Hadith als Beweis gegen die Malikitische Rechtsschule, die mit dieser Regelung nicht übereinstimmte.

Ein besserer Beweis ist eine andere authentische Überlieferung: Die Leute von Khaybar gaben dem Propheten (sallAllahi alayhi wa sallam) ein gebratenes Schafsbein als Geschenk, welches sie vorher vergifteten. Der Prophet aß gerne diesen Teil des Schafes und nahm einen Bissen davon, aber als ihm gesagt wurde, dass es vergiftet ist, spuckte er es wieder aus. Der Bissen, den der Prophet (sallAllahi alayhi wa sallam) genommen hatte, beeinträchtigte seinen Geschmack, während Bishr bin al-Bara bin Mar’ur starb, als er vom Schaf gegessen hatte. Der Prophet (sallAllahi alayhi wa sallam) ließ die jüdische Frau namens Zaynab, die das Schaf vergiftete, töten.

Also wollten der Prophet (sallAllahi alayhi wa sallam) und seine Gefährten das Fleisch von diesem Schaf essen und sie haben die Juden vorher nicht gefragt, ob sie die Teile entfernt haben, von denen die Juden dachten, dass sie für sie verboten seien, wie beispielsweise das Fett.

Allahs Aussage "und eure Speise ist ihnen erlaubt" bedeutet, dass es uns erlaubt ist, unser Geschlachtetes den Leuten der Schrift anzubieten. Daher ist dieser Teil der Ayah keine Information für die Leute der Schrift, dass es ihnen erlaubt ist, unser Essen zu speisen [weil sie sowieso nicht dem Quran folgen]. Sondern es ist eine Information für uns über die Regelung, die sie [in ihren Büchern] haben – das heißt, dass sie die Erlaubnis haben, alles zu essen, worüber Allahs Name ausgesprochen wurde, unabhängig davon, ob es gemäß ihrer Religion oder gemäß einer anderen Religion geschlachtet wurde.

Also bedeutet dies: uns ist es erlaubt, ihnen unser Geschlachtetes anzubieten genauso wie es uns erlaubt ist, ihr Geschlachtetes zu essen, als Ausgleich und faire Behandlung.

Der Prophet gab sein Gewand (oder Decke) Abdullah bin Ubayy bin Salul, der damit bedeckt war, als er starb. Sie sagen, dass er dies deshalb getan hat, weil Abdullah sein Gewand an Al-Abbas gegeben hatte, als er nach Madina kam.
Was den Hadith angeht: „Schließt keine Freundschaft außer mit einem Gläubigen, noch soll keiner außer einem Taqi (rechtschaffene Person) von eurem Essen speisen.“ ist dies, um solch ein Verhalten zu ermutigen, und Allah weiß es am besten.

{Und die Ehrbaren von den gläubigen Frauen [sind euch zur Heirat erlaubt]} – Diese Ayah zeigt, dass es erlaubt ist, freie, keusche, gläubige Frauen zu heiraten. Diese Ayah meint die Frauen, die kein Zina (Unzucht) begehen, wie das Wort „ehrbare“ beweist.

Allah sagt in einer anderen Ayah: "… wenn sie ehrbar sind, nicht solche, die Hurerei treiben und sich Liebhalter halten …" (Nisa, 25}

Abdullah ibn Umar pflegte es, gegen die Heirat mit Christinnen zu sprechen, indem er sagte: „Ich kenne keinen schlimmeren  Fall des Schirks als ihre Worte, dass ´Isa (Jesus) ihr Herr sei, während Allah sagt: "heiratet Götzendienerinnen nicht, bevor sie glauben." (Baqarah, 221)“

Ibn Abi Hatim berichtet, dass Abu Malik Al-Ghifari sagte, dass ibn Abbas sagte, als die Ayah "heiratet Götzendienerinnen nicht, bevor sie glauben" offenbart wurde: „Die Leute heirateten keine Götzendienerinnen. Als die folgende Ayah offenbart wurde: "Und die Ehrbaren von den gläubigen Frauen und die ehrbaren Frauen von denjenigen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde [sind euch zur Heirat erlaubt]" heirateten sie Frauen von den Leuten der Schrift.“

Einige der Gefährten heirateten Christinnen und sahen darin kein Problem, weil sie sich auf die Ayah stützten: "Und die Ehrbaren von den gläubigen Frauen und die ehrbaren Frauen von denjenigen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde [sind euch zur Heirat erlaubt]"

Daher sahen sie diese Ayah als Klarstellung einer Ausnahme der Ayah von Sura al-Baqarah "heiratet Götzendienerinnen nicht, bevor sie glauben", da letztere allgemeine Ayah die Leute der Schrift auch miteinschließt. Ansonsten ist hier kein Widerspruch, da die Leute der Schrift separat von den restlichen Götzendienern erwähnt wurden. Allah sagt: "Diejenigen von den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden sich nicht (eher von ihrem Unglauben) lösen, bis (dass) der klare Beweis zu ihnen kommt." (Bayyina, 1)

Und: "Und sag zu jenen, denen die Schrift gegeben wurde, und den Schriftunkundigen: „Seid ihr (Allah) ergeben?“ Wenn sie (Ihm) ergeben sind, dann sind sie rechtgeleitet." (Al-Imran, 20)

Dann sagt Allah: {wenn ihr ihnen ihren Lohn gebt} – dies bezieht sich auf die Mahr (Morgengabe). Also wenn diese Frauen keusch und ehrenhaft sind, sollte ihnen ihre Mahr mit gutem Herzen gegeben werden.

Wir sollten hier erwähnen, dass Jabir bin Abdullah, Amir Ash-Sha’bi, Ibrahim An-Nakha’i und Al-Hasan Al-Basri sagten, dass die Ehe ungültig ist, wenn ein Mann eine Frau heiratet und diese vor der Eheschließung unerlaubten Geschlechtsverkehr hatte. In diesem Fall muss sie die Mahr zurückgeben, die ihr ausgehändigt wurde. [Separate Fatwa hierzu]

Allah sagt: "als ehrbare Ehemänner, nicht als solche, die Hurerei treiben und sich Liebschaften halten"
Die Regelung, dass Frauen ehrbar sein müssen und unerlaubte sexuale Aktivitäten unterlassen müssen gilt auch Männern – also müssen die Männer auch keusch und ehrenhaft sein. Daher sagt Allah: "nicht als solche, die Hurerei treiben" so wie es ehebrecherische Leute tun, die nicht die Sünden meiden, noch Ehebruch mit jenen ablehnen, die es ihnen anbieten.

"und sich Liebschaften halten" bedeutet, solche, die Geliebte und Freundinnen haben und mit ihnen außerehelichen Geschlechtsverkehr haben, wie wir in der Erklärung von Sura An-Nisa erwähnt haben.

 

Imam Ibn Kathir, rahimahullah

Aus dem Tafsir von Abu Al-Fida Ibn 'Umar Ibn Kathir