Frage:
Wie lautet das Urteil bzgl. einer Frau, die ihre Kopfbedeckung überzieht, wenn sie aufgrund von Janabah Ghusl vollzieht?

Frauen in fremden Ländern könnten es mühsam finden, ihre Köpfe jedes Mal nach Janaabah zu waschen und es könnte für sie ein Stein im Weg sein, der sie davon abhält, Muslim zu werden, weil sie ihr Haar auf eine spezielle Art und Weise befestigen, die beim Waschen beschädigt werden könnte.

Antwort:
Alles Lob gebührt Allah.

Es ist von der Sharia und den Worten der Rechtsgelehrten weithin bekannt, dass das Überziehen von Dingen, welche die Haut bedecken, wie z.B. Socken, Turban und Kopfbedeckung, nicht zulässig ist, wenn man aufgrund von Janabah Ghusl vollzieht, gemäß dem Konsens der Rechtsgelehrten. Vielmehr ist es nur bei Wudu zulässig, aufgrund des Hadith von Safwan Ibn Assal (radiya-llahu anhu), der sagte:
„Der Gesandte Allahs (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) befahl uns, als wir reisten, unsere Socken für drei Tage und Nächte nicht auszuziehen, außer im Fall von Janaabah, aber nicht im Fall der Darmentleerung, des Urinierens oder des Schlafens.“

Zweifellos ist die islamische Sharia, die Sharia der Toleranz und Bequemlichkeit. Es ist mit keiner großen Schwierigkeit verbunden, den Kopf im Fall von Janaba zu waschen, denn als Umm Salamah den Gesandten Allahs (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) über die Verrichtung des Ghusl aufgrund Janabah und der Menstruation befragte, sagte sie:

{يا رسول الله, إني امرأة أشد ضفر رأسي, أفأنقضه لغسل الجنابة؟ فقال: (لا, إنما يكفيك أن تحثي على رأسك ثلاث حثيات, ثم تفيضين عليك الماء فتطهرين} 

„Oh Gesandter Allahs, ich bin eine Frau, die ihr Haar flechtet, muss ich es jedes Mal, wenn ich Ghusl nach Janaabah oder der Menstruation mache, auflösen?” Er (sallallahu alayhi wa sallam) sagte zu ihr: „Nein, vielmehr ist es ausreichend, Wasser dreimal über deinen Kopf zu schütten und dann Wasser über deinen gesamten Körper und dann wirst du rein sein.“ (Sahih-Muslim)

Darauf basierend sollte Frauen, die es schwierig finden, ihre Köpfe zu waschen, wenn sie aufgrund von Janaba Ghusl vollziehen, gesagt werden, dass es ausreichend für sie ist, ihre Köpfe dreimal zu übergießen, sodass das Wasser das gesamte Haar erreicht, ohne dass sie ihre Zöpfe öffnen müssen oder irgendetwas an ihrer Frisur verändern müssen, das schwierig wieder zurechtzumachen sein würde. Ihnen sollte außerdem von der großen Belohnung erzählt werden, die sie von Allah erhalten werden und die guten Konsequenzen und das angenehme Leben, das sie für immer im Paradies genießen werden, wenn sie geduldig dabei sind, sich an die Regeln der Sharia zu halten.

Aber im Fall von Dingen, welche die Haut bedecken, und die eine Person benötigt, im Falle eines gebrochenen Glieds oder einer Verletzung, ist es zulässig, über sie zu streichen (Mash), sowohl bei der Verrichtung von Ghusl wie auch bei Wudu, weil dies eine Sache von Notwendigkeit ist, und es gibt kein zeitliches Limit in diesem Fall, so lange Bedarf daran besteht.
Jabir überlieferte einen Hadith über einen Mann, der sich über eine Kopfwunde beklagte, und der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) ordnete an, dass ein Stück Kleidung über seiner Wunde platziert werden solle und er solle darüber streichen und anschließend den Rest seines Körpers waschen. Dies wurde berichtet von Abu Dawud in seinem 'Sunan'.

Es wäre eine gute Idee, diejenigen, die am Islam interessiert sind, wenn sie einige Dinge schwer verständlich finden oder sie manche Regeln zu schwer zu akzeptieren finden, darauf hinzuweisen, dass das Paradies mit Schwierigkeiten umgeben ist und die Hölle mit Begierden umgeben ist, und dass Allah Seinen Dienern Seine Befehle erteilt hat, um sie zu prüfen und zu sehen, ob sie das Richtige tun. Das Wohlgefallen des Herrn zu erlangen und das Gewinnen der Ehre des Eintritts in Sein Paradies ist nichts, was in allen Aspekten leicht ist oder etwas, das eine Person ohne jede Schwierigkeit erreichen kann. Vielmehr müssen wir geduldig sein und uns bemühen, unser Nafs (Selbst) zu überwinden und es mit einer Menge Schwierigkeiten auf uns nehmen, um unseren Herrn zu erfreuen, von Ihm belohnt zu werden und vor Seinem Zorn sicher zu sein. Allah sagt:

{إِنَّا جَعَلْنَا مَا عَلَى الْأَرْضِ زِينَةً لَّهَا لِنَبْلُوَهُمْ أَيُّهُمْ أَحْسَنُ عَمَلًا}

„Gewiß, Wir haben (alles), was auf der Erde ist, zu einem Schmuck für sie gemacht, um sie zu prüfen (und festzustellen), wer von ihnen die besten Taten begeht." (Surah Al-Kahf 18:7), d.h., diejenigen, die gute Taten auf die vollkommenste Weise tun, das heißt, diese (Dinge) ausschließlich für Allah zu tun und in Übereinstimmung mit den erlaubten Wegen des Propheten.

{الَّذِي خَلَقَ الْمَوْتَ وَالْحَيَاةَ لِيَبْلُوَكُمْ أَيُّكُمْ أَحْسَنُ عَمَلًا}

„(Er,) Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht.“ (Surah Al-Mulk 67:2)

{وَلَنَبْلُوَنَّكُمْ حَتَّىٰ نَعْلَمَ الْمُجَاهِدِينَ مِنكُمْ وَالصَّابِرِينَ وَنَبْلُوَ أَخْبَارَكُمْ}

„Und Wir werden euch ganz gewiß prüfen, bis Wir feststellen, welche sich abmühen von euch und welche standhaft sind, und bis Wir eure Werke prüfen.“ (Surah Muhammad 47:31)

Und es gibt eine Menge ähnlicher Aayaat.

Wir bitten Allah, uns und Dich zu denjenigen gehören zu lassen, die andere zur wahren Rechtleitung rufen, zu jenen, welche die Muslime zum geraden Pfad zurückführen, und uns alle mit Scharfsinnigkeit für den Zweck, zu dem wir erschaffen wurden, zu segnen, und die Vielzahl der Du'aat (Rufer zu Allah) unter uns zu vergrößern, denn Er ist dazu im Stande, alles zu tun.


Schaykh Abdul-Aziz ibn Baz, rahimahullah

Majmu Fataawa wa Maqalat, 6/237