Frage:
Was ist Tauhid al-Haakimiyyah? Ist Tauhid-ul-Haakimiyyah in sich selbst, eine der wohlbekannten Kategorien des Tauhid? Und wer war die erste Person, die dazu aufrief?

Antwort:
Erstens: Ich werde das, was die Gelehrten vieler Generationen vor uns sagten, bestätigen, da viele Menschen annehmen, die Trennung/Aufteilung des Tauhid in drei Kategorien soll Schaykhul-Islam Muhammad Ibn Abdul-Wahhaab (rahimahullah) entworfen haben. Einige gehen sogar weiter zurück und sagen, dass dies Schaykhul-Islam Ibn Taymiyyah entwarf.

Also denken sie, dass die Aufteilung des Tauhid in seine drei Kategorien, nämlich:

  1. Tauhid ar-Rububiyyah
  2. Tauhid al-Uluhiyyah
  3. Tauhid al-Asmaa was-Sifaat


lediglich eine technische Terminologie (istilaah) sei, welche von den zwei Gelehrten, Schaykhul-Islam Muhammad Ibn Abdul-Wahhaab oder Ibn Taymiyyah entworfen worden sei. Oder sie schreiben dies nur Schaykhul-Islam Muhammad Ibn Abdul-Wahhaab zu. Sie behaupten, dass es in Angelegenheiten der technischen Terminologie keinen Disput geben solle. Doch tatsächlich ist es so, dass der „Tauhid in seine drei Kategorien“ von Gelehrten, vieler Generationen vor Schaykhul-Islam Ibn Taymiyyah aufgestellt wurde. Daher ist die Kategorisierung des Tauhid nichts, womit Schaykhul-Islam Ibn Taymiyyah hervor trat, noch etwas, was von Schaykhul-Islam Muhammad Ibn Abdul-Wahhaab entworfen worden sein soll. [1]

Soweit wir wissen, sprach jedoch Abu Hanifah und dann seine Studenten, die ihm hierin folgten, wie Abu Yusuf, darüber. Wer auch immer also die Werke dieser Gelehrten liest, wird feststellen, dass der Tauhid dort in seine drei Kategorien aufgeteilt wurde. Und diese sind: Tauhidur-Rububiyyah, Tauhidul-Uluhiyyah und Tauhid al-Asmaa was-Sifaat. Und niemand begrüßt diese mehr als die Salafiyyin, Ahlus-Sunnah wal-Jamaa´ah, möge Allah uns alle und euch zu ihnen zählen lassen.

Die Gelehrten haben diese drei Kategorien aufgesetzt, basierend auf dem Studium dessen, was im Qur´aan und der Sunnah ist. Tauhid ist das Einzig-erklären Allahs, des Allerbarmers, des Allerhöchsten, in der Anbetung. Er alleine hat die Möglichkeit (für) Seine Schöpfung zu erschaffen und zu versorgen. Er alleine besitzt die Vorherrschaft über alle Dinge. Und Er alleine ist der Verwalter der Angelegenheiten; dies ist die Bedeutung der Tauhidur-Rububiyyah.

Von den Kategorien des Tauhid ist auch das Einzig-erklären Allahs in der Anbetung und der Ruf zur alleinigen Anbetung Allahs und das Verbieten der Beigesellung von Partnern in der Anbetung Allahs, des Majestätischen; und dies ist Tauhidul-`Ibaadah oder Tauhidul-Uluhiyyah.

Die dritte Kategorie des Tauhid befasst sich mit den Namen und Attributen Allahs (Tauhid al-Asmaa was-Sifaat), wie das Hören, das Sehen, die Zwei Hände, das Bein, der Fuß, das Gesicht, das Herabsteigen, das Hinaufsteigen und Seine Erhabenheit über all Seiner Schöpfung, Dem Glorreichen, Dem Allerhöchsten.
Dies sind die Charakteristika Allahs; somit ist die Angelegenheit des Tauhid nicht nur eine rein technische Terminologie, sondern vielmehr eine Sache, bei der Einstimmigkeit unter den Gelehrten und Generationen herrscht - durch Studium und Erforschung, gefestigt und übereinstimmend.

Über die Aufteilung des Tauhid in diese drei Kategorien herrscht Übereinstimmung. So wird klar, dass Tauhidul-Haakimiyyah und das Zuschreiben dieser „Kategorie“, als vierte Kategorie des Tauhid, und die Behauptung, dass die Kategorien des Tauhid lediglich eine 'technische Terminologie' seien, in der es keinen Disput geben darf, etwas Neues (Erfundenes) ist.

Tauhid-ul-Haakimiyyah ist eine neu erfundene Terminologie (Wortwahl)!
Erfunden von den Ikhwaanul-Muslimiin, die ihre Behauptungen in Ägypten, durch die Hände Hassan al-Bannas begannen. Und es wird gesagt, dass er es von jemand anderem, der diese Terminologie bereits vor ihm verwendete, genommen haben soll. Ich denke diese Person war Ahmad as-Sukkarii, oder jemand anderes, ich habe jetzt seinen Namen vergessen.

Somit ist die Absicht hinter dieser neu-hinzugefügten Kategorie der Takfir auf einen sündigen Herrscher der Muslime. Der Hintergedanke hinter dieser vierten (neu erfundenen Kategorie des Tauhid) ist, Takfir über die sündigen Herrscher der Muslime zu machen. Wenn jemand von „al-Haakimiyyah“ spricht, ohne Tauhid voranzustellen und ohne Tauhid al-Haakimiyyah zu sagen, jedoch behauptet, dass al-Haakimiyyah selbst Tauhid ist - abgeleitet von den Kategorien des Tauhid - dann ist dies etwas Erfundenes von den Ikhwaanul-Muslimiin.

Die erste Person, die Al-Haakimiyyah öffentlich präsentierte
selbst wenn sie nicht zu Tauhid rufen sollte, hat es doch öffentlich proklamiert und vor den Menschenmassen dazu aufgerufen war ein Mann, namens Dhul-Khuwaysirah at-Tamimi. Er schrie es in das Gesicht des Besten der Schöpfung, in das Gesicht des Propheten Muhammad (sallAllahu alayhi wa sallam). Er rief öffentlich dazu auf, in das Gesicht von wem? In das Gesicht des Anführers der Schöpfung, dem Propheten Muhammad (sallAllahu alayhi wa sallam).
Hierin ist ein Beispiel für jeden, der dies als Beispiel eines schlechten, teuflischen, niederträchtigen und tadelnswerten Verhaltens nehmen will. Ich werde den Hadith, in dem die Geschichte von Dhul-Khuwaysirah auftaucht, zusammenfassen. Der Hadith ist verzeichnet in Sahih al-Bukhaarii als auch in anderen Hadith-Sammlungen und wird von ´Ali (radiAllahu anhu) überliefert.
In ihm wird berichtet, dass er aus dem Jemen etwas Gold an den Gesandten Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) schickte und der Prophet teilte dieses Gold zwischen vier Männern auf. Einige der Gefährten des Gesandten Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) fragten: „Wirst du es den vier Männern geben und uns dabei vergessen?“ So antwortete der Prophet (sallAllahu alayhi wa sallam): „Ich versuche nur Freundschaft und Zugehörigkeit zwischen ihnen zu stiften!“

Da sie neu im Islam und wichtige, einflussreiche Männer waren, wie Ibnul-Warqah, Ibnul-Haabis und ´Uyayyin Ibn Hassan, dessen früherer Name Zayd al-Khaliil war. Der Prophet (sallAllahu alayhi wa sallam) wollte also Zugehörigkeit und Freundschaft, durch das Beschenken zwischen ihnen stiften und wollte den Islam stärken, damit sie gefestigte Muslime werden, und damit sie helfen, den Islam in ihren als auch in verwandten Stämmen zu verbreiten. Die Gefährten des Propheten (sallAllahu alayhi wa sallam) verstanden dies und ihre Herzen waren damit zufrieden und stimmten dem zu. Also waren sie hiernach ruhig. Trotzdem sagte Dhul-Khuwaysirah at-Tamimi: „Oh Muhammad, sei gerecht!“ In einer der Überlieferungen dieses Hadith sagte er: „Bei Allah! Du hast diese Aufteilung nicht im Trachten nach Allahs Angesicht getan!“
Daraufhin sagte Umar (radiAllahu anhu): „Oh Gesandter Allahs, gebe mir die Erlaubnis, sein Genick mit meinem Schwert zu durchtrennen!“ Umar wollte dies nur aus Respekt und um den Propheten (sallAllahu alayhi wa sallam) zu schützen, tun. Doch der Gesandte Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) sagte: „Nein. Aus den Nachfahren dieses Mannes werden einst Menschen kommen, die den Qur´aan lesen, jedoch wird es nicht weiter gehen als über ihre Genicke (oder Rachen)!“ [2]

Somit liegt der Ursprung von Tauhid-ul-Haakimiyyah bei Dhul-Khuwaysirah at-Tamimi, dem Anführer der Khawaarij. Ihr seht die teuflische und unbelehrbare Art und Weise, mit der er den Gesandten Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) ansprach. Hiernach folgten die Sabaa´iyyah Dhul-Khuwaysirah in dieser Sache und die Sabaa´iyyah sind die Anhänger des Abdullah Ibn Sabaa´, der durch den Namen Sawdaa´ (der Geschwärzte) bekannt war. Er war ein Jude aus dem Jemen, der nach außen hin seinen Islam verkündete, in seinem Inneren jedoch war ein Ungläubiger geblieben. Er hasste den Islam und nahm ihn nur an, um ihn von innen heraus zu zerstören. Er sammelte und stachelte die Minderbemittelten gegen Uthmaan (radiAllahu anhu) auf, in dem er einige Fehler von Uthmaan verbreitete. Er sammelte also diese Fehler, übertrieb in deren Auslegung und Verbreitung, gab vor, das Gute zu gebieten und das Übel zu verbieten und sagte zu seiner Anhängerschaft: „Gebietet das Gute und verbietet das Übel, bis ihr über die üblen Menschen siegreich werdet!“

Dies endete in der Ermordung Uthmaans (radiAllahu anhu). Hiernach sind die Khawaarij den Fußstapfen von Dhul-Khuwaysirah at-Tamimi gefolgt. Und es tauchten Menschen von Nahrawaan auf, die aus dem Bund der Herrschaft von ´Ali (radiAllahu anhu) heraustraten. [3]
Es gibt viele Ahaadith, die sie kritisieren und verwerfen. Und ebenfalls gibt viele Ahaadith, die das Kämpfen gegen diese Leute und ihr Bekämpfen ansprechen und dazu aufrufen, sie zu töten und ihr teuflisches Spiel, dass sie gegen den Islam spielen, zu unterbinden. Einige der Gelehrten haben sogar gesagt, dass die Khawaarij Ungläubige sind. Und wenn diese Ahaadith nicht mutawaatir sind, so sind sie doch mashhur (berühmte) Ahaadith.

Ihr habt also gelernt, dass Tauhidul-Haakimiyyah vorhanden ist. Bleibt nur noch zu sagen, wo die Haakimiyyah in Bezug auf Tauhid steht?
Wir sagen, dass Haakimiyyah keine zusätzliche Kategorie des Tauhid ist, jedoch ist es ein Teil der Tauhidur-Rububiyyah und Tauhidul-´Ibaadah. Dies bedeutet, dass es kein Richten oder Regieren ohne die Gesetze Allahs gibt. Und dass es Teil der Tauhidul-Ibaadah ist, weil der Herrscher, der mit den Gesetzen Allahs über die Menschen über die er Autorität besitzt, richtet oder regiert, dies nur tut, um damit Allah in Seiner Anbetung näher zu kommen und dadurch, dass er Ihm gehorcht und hierauf hofft, Sein Wohlgefallen zu erlangen. Daher ist es eine Form der Anbetung.“


Schaykh ´Ubayd Ibn Sulayman Ibn ´Abdullah al-Jaabirii, hafidhahullah

Auszug aus einer Frage- und Antwortrunde mit dem Schaikh


[1] Um die Auswirkungen dieser Erklärung zu erkennen und die Erklärung der drei Kategorien des Tauhid zu verstehen, wird zu: „al-Ibaanah ´an Sharii´atil-Firqatin-Naaji´ah“ (Seite 693-694) von Ibn Battah (verstorben 387H), zu „Kitaabut-Tauhid“ von Ibn Mandah (verstorben 395H) und „al-Hujjah fii Bayaanil-Mahajjah“ (1/111-113) von Abul-Qaasim al-Asbahaanii (verstorben 535H) verwiesen.

[2] Verweis zu „Fathul Baari“ (12/283-302) und Muslim (Nummer 2316)

[3] Verweis zu „al-Maqaalaatul-Islaamiyyin“ (1/168) von Imaam Abul-Hassan al-Ash´arii und „al-Bidaayah“ (8/22-24) von al-Haafith Ibn Kathir.