Von ’Abdullaah ibn Mas’ud der berichtete, dass der Gesandte Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) gesagt hat:
„Man kaana fii Qalbihi mithqalu dharatin min Kibr la yadkhulul-Jannah.”
(Wer auch nur eine Spur von Kibr (Hochmut) in seinem Herzen hat, wird nicht das Paradies betreten.)
Daraufhin fragte ein Mann: 'Wie ist es mit einer Person, welche es liebt schöne Kleidung und Schuhe zu tragen?`
Woraufhin er antwortete: „Innallaha jamiilun yuhibul-Jamaal. Al-Kibru batr-ul-Haqq wa ghamtun-Nas.“
(Wahrlich ist Allah schön und Er liebt das Schöne. Kibr (Hochmut) ist jedoch, das Recht (der Menschen) zu verachten und die Menschen gering zu schätzen.) (Sahih-Muslim, 1/65)

So informiert Allah, Der Erhabene, uns, dass das Höllenfeuer der Aufenthaltsort jener ist, die Kibr (Stolz und Überheblichkeit) haben. Und wir lernen von dem (obigen) Hadith folgendes: „Wer auch nur eine Spur von Kibr (Überheblichkeit) in seinem Herzen hat, wird nicht ins Paradies eintreten.“

Dies ist also ein Beweis, dass Kibr (Überheblichkeit) den Eintritt ins Höllenfeuer zur Folge hat und den Eintritt ins Paradies verhindert. Diese verständliche Erklärung, die der Prophet (sallAllahu alayhi wa sallam) erwähnt hat, hat die Bedeutung von Kibr (Überheblichkeit) auf die beste Art und Weise klar gestellt. So unterteilte er Kibr in zwei Arten:

1. Kibr (Überheblichkeit) gegenüber der Wahrheit:

Damit ist die Ablehnung der Wahrheit und ihre In-Akzeptanz gemeint. Jemand, der also die Wahrheit ablehnt ist überheblich und hochmütig – im Einklang mit dem, was er von der Wahrheit ablehnt. Es ist demzufolge Pflicht für jeden, sich gegenüber der Wahrheit, mit der Allah Seinen Propheten gesandt hat und die Er in Seinem Buch herabgesandt hat, demütig zu zeigen. Denn jene, deren Überheblichkeit und Hochmut sie davon abhält, sich vollständig den Gesandten zu fügen (d. h Iman an sie und ihre Botschaft zu haben) – diese sind Kuffar, die für ewig Bewohner des Höllenfeuers sein werden. Weil, wenn die Wahrheit zu ihnen durch die Gesandten kommt, die ihnen die Zeichen und klaren Beweise erklären, sie diese ablehnen und sich aufgrund ihres Kibr (Hochmutes), den sie in ihren Herzen verbergen, davon abhalten lassen, sie zu akzeptieren. Allah, Der Erhabene, sagte:
{إِنَّ الَّذِينَ يُجَادِلُونَ فِي آيَاتِ اللَّـهِ بِغَيْرِ سُلْطَانٍ أَتَاهُمْ ۙ إِن فِي صُدُورِهِمْ إِلَّا كِبْرٌ مَّا هُم بِبَالِغِيهِ ۚ فَاسْتَعِذْ بِاللَّـهِ ۖ إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ الْبَصِيرُ}

(Sinngemäß:) „Diejenigen, welche ohne jeden Beweis Allahs Zeichen bestreiten, haben in ihren Herzen gewiss nichts als Kibr (Größenwahn), doch sie werden ihr Ziel nicht erreichen. So nimm Zuflucht bei Allah. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allsehende.“ (Surah al-Ghaafir 40:56)

Jene jedoch, deren Hochmut und Überheblichkeit sie davon abhält, sich nach einigen Teilen der Wahrheit zu richten – weil sie ihren persönlichen Meinungen und ihren Gelüsten und Neigungen widerspricht – diese Menschen sind keine Kufar. Jedoch hat solch eine Tat zur Folge, dass sie gemäß dem, wofür sie Kibr haben, bestraft werden. Das ist der Grund, warum die Gelehrten sich darüber einig sind, dass, nachdem die Sunnah (Rechtleitung und der Weg) des Gesandten Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) irgendjemandem erklärt wurde, es ihm nicht erlaubt ist, sich von ihr für die Aussage eines anderen abzuwenden, wer auch immer es sein mag und welchen Status er auch immer haben möge.

Es ist also Pflicht für den Suchenden nach der Wahrheit, der Aussage Allahs und Seines Gesandten (sallAllahu alayhi wa sallam) vollständigen und absoluten Vorrang vor der Aussage von irgendjemand anderem zu geben, und dass er dies zu der Grundlage macht, zu der er zurückkehrt und dem Grundgerüst, auf dem er baut; wobei er der Rechtleitung des Gesandten Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) folgt, sich darum bemüht, zu verstehen, was damit beabsichtigt ist und dem zu folgen, sowohl innerlich als auch äußerlich. Wenn eine Person sich diesem großartigen Prinzip fügt, dann hat er gewiss Tugend und Vortrefflichkeit erreicht und all seine Fehler werden ihm vergeben; da sein gesamtes Ziel das Befolgen von dem ist, was ihm vorgeschrieben wurde. So sind seine Fehler gemäß seiner Bemühung, die Wahrheit anzuerkennen und sich nach ihr zu richten, entschuldigt – und dies ist, sich gegenüber der Wahrheit demütig zu zeigen.


2. Kibr (Hochmut) gegenüber Menschen

Diese Art von Hochmut ist, wenn man die Menschen geringschätzt und auf sie herabschaut. Diese Einstellung entsteht, wenn ein Mensch von sich selbst erstaunt ist, von sich selbst eine hohe Meinung hat und denkt, dass er besser als andere Menschen ist. Dies führt dazu, dass Er gegenüber den Menschen Kibr hat, sie gering schätzt, sie verspottet und sie, sowohl durch Worte und Taten erniedrigt. Der Gesandte Allahs (sallAllahu alayhi wa sallam) sagte: „Es ist genug Übel für eine Person, seinen Bruder (seine Schwester) im Islam zu verachten.“ (Muslim, 2564)

Das ist der Grund, warum der Mann (im obigen Hadith) fragte: „Und was ist mit dem Mann, der gerne schöne Kleidung und schöne Schuhe trägt?“ Denn er fürchtete, dass dies der Kibr war, der unter die Drohung der Strafe fallen würde. So erklärte ihm der Prophet (sallAllahu alayhi wa sallam), dass dies nicht von Kibr ist; da diese Person sich nach der Wahrheit richtet und sich den Menschen gegenüber bescheiden zeigt und dass dies von der Schönheit ist, die Allah liebt, denn Allah der Erhabene ist gewiss schön in Seinem Dhaat (Wesen), Sifaat (Eigenschaften) und Af’aal (Taten), und Er liebt sowohl die innere als auch die äußere Schönheit.
In Bezug auf die äußere Schönheit: Es beinhaltet die Reinlichkeit des Körpers, der Kleidung und des Ortes.
In Bezug auf die innere Schönheit: Es beinhaltet die Verschönerung des Charakters.

Das ist der Grund, warum der Prophet (sallAllahu ‘alaihi wa sallam) als Bittgebet zu sagen pflegte: „Oh Allah! Leite mich dazu, schönes Benehmen und Eigenschaften zu haben, niemand kann mich dazu leiten, sie zu verschönern, außer Du. Und halte mich von den üblen Taten und Eigenschaften fern, niemand kann mich von ihnen fernhalten, außer Du.“ (Sahih: überliefert von an-Nasaa‘i (Nr. 861); für authentisch erklärt von Shaikh al-Albaani in seinem Sifatus-Salaah, S. 93)


Schaykh ’Abdur-Rahmaan ibn Naasir as-Sa’dii

Bahjatul-Quluubul-Abraar; Seiten 156-158