Frage:
Ich möchte gerne wissen ob etwas falsch daran ist, wenn ich mich nicht einen Mazhab zuschreibe? Ich habe von beiden gelernt, von Salafis und von Sunnis (versuche mich an den Quran und die Sunnah zu halten), aber möchte nicht behaupten das ich einem von beiden zugehörig bin, den ich habe die Befürchtung das ich zu Stolz werde, und ich deshalb die Wahrheit ablehne, wenn sie von einer anderen Quelle kommt.
In anderen Wörtern, ich möchte nicht wie einige Leute werden, die sich einen Mazhab zuschreiben, und sich nicht ändern wollen, auch wenn der Beweis gegen sie ist. Bitte gib mir einen Ratschlag.

Antwort:
Die Frage erfordert zuerst eine Klärung. Es sieht so aus, als ob der Fragende im ersten Teil der Frage über das blinde folgen der Mazhab fragt. Dann verweist er auf das Folgen eines allgemeinen Manhaj (Methodologie), den Mazhab von Fiqh, und den Salafi/- oder Sunni Manhaj. Dann macht er einen Unterschied zwischen einen Salafi und einen Sunni, obwohl der Salafi einer ist, der der Sunnah des Gesandten (sallAllahu alayhi wa sallam) folgt, wie es die Salaf (us salih) (rechtschaffenen Vorfahren) verstanden haben, möge Allah sie belohnen.

Also ist jeder Salafi ein Sunni, und jeder Sunni ein Salafi. Und bei der Benutzung des Wortes „Salafi“ geben wir dem Wort „Sunni“ die treffendste Bedeutung. Anhand seiner Aussage in der Frage: “Ich lerne von beiden, den Salafis und den Sunnis” erscheint es so, als ob ein Unterschied zwischen einem Salafi und einem Sunni gemacht wird. Es kann daraus verstanden werden, dass der Fragende nicht versteht, das Salafiyyah und Sunniyyah ein und dasselbe sind, und dass jeder Salafi ein Sunni ist, und jeder Sunni ein Salafi ist …

[ Jemand unterbricht, “Oder es kann sein, das er von Sunnis lernt, und damit gemeint ist, das es Sufis sind, die behaupten Sunnis zu sein, und behaupten „wir sind Ahlu-Sunnah“?]

Also besteht hier Verwirrung über die Namen. Wenn das der Fall ist, das Sufis behaupten Sunnis zu sein, obwohl sie eigentlich Sufis sind, dann ist dies eine starke Art von Täuschung, wovor gewarnt werden muss. [1]

Wie auch immer, lasst mich die Frage wiederholen und dann beantworten:
Ist der Muslim dazu verpflichtet einem Fiqh-Mazhab zu folgen? Und ist der Muslim dazu verpflichtet der Salafiyyah zu folgen, oder kann er auch dem Manhaj von anderen Gruppen und Parteien folgen, wie dem Manhaj von den Tablighis (Jamaa´atu Tabligh), den Sufis, den Ichwanis (Ichwan al-Muslimun), den Tahriris (Hizb ut-Tahrir), usw.?

Was das Folgen eines Fiqh-Mazhabs angeht, wie dem Hanafi-Mazhab, Maliki Mazhab, Schafi´i Mazhab oder dem Hanbali Mazhab, so sage ich: Die Grundregel bezüglich dieser Angelegenheit ist, das der Muslim nicht verpflichtend ist einer von diesen vier Mazhab zu folgen.

Der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) hat die Leute nur zum Buch (Quran) und der Sunnah gerufen. Und er hat ihnen erklärt, dass sie das Buch und die Sunnah so verstehen müssen, wie es die Gefährten verstanden haben. Er hat auch betont, den vier Rechtgeleiteten Khalifen zu folgen. Dies war der Fall bis zur Zeit der vier Imame des Fiqh und anderen. Es war für den Muslim nie verpflichtend einem der vier Mazhab zu folgen.

Aufgrund dessen, sage ich, dass die korrekte Einstellung ist, dass der Islam von dem Muslim nicht fordert, einer der vier Mazhab zu folgen. Dies ist klar, inschaa‘Allah.

Der Muslim soll sich selber bewerten. Wenn er meint, das er den Stand des Ijtihad (selber Urteile fällen können, aufgrund der Beweise von Quran und Sunnah) erreicht hat, und in die Beweise schauen kann, dann muss er in die Beweise schauen, und das folgen was am klarsten ist, auch wenn es im Widerspruch mit Hanafi, Maliki, Schafií oder dem Hanbali Mazhab steht. Es ist nichts Schlimmes daran, den das wichtige ist, das wir den Beweisen folgen.

Wenn der Muslim nicht in der Lage dazu ist, in die Beweise zu schauen, und Ijtihad zu machen, dann ist es für ihn verpflichtend die Leute des Wissens (Ahlul-Ilm) zu fragen. Diejenigen die dafür bekannt sind, das sie sich an Quran und Sunnah, im Lichte der aufrichtigen Salaf halten. Dies ist darauf begründet das Allah (subhanahu wa ta´ala) sagt: „Fragt die Leute des Wissens, wenn ihr nicht wisst.“ (an-Nahl:43)

Deswegen sollte der “gewöhnliche” Muslim, der nicht dazu in der Lage ist in die Beweise zu schauen und kein Ijtihad machen kann, die Leute des Wissens (Ahlul-Ilm) fragen. Und die Angelegenheiten der Religion, die er braucht, von ihnen lernt, ohne das er sich einem bestimmten Mazhab zuschreibt. Wie ein Gelehrter sagte: „Der Mazhab eines gewöhnlichen Muslims, ist der, von jenem, der ihm die Fatwa gab.“

Eine letzte Sache noch, bevor ich auf den nächsten Teil der Frage eingehe: In unserer Zeit, und auch in der Zeit vor uns, gibt es große Gelehrte die sich einem Mazhab zugeschrieben haben, obwohl sie in Wahrheit den Beweisen gefolgt sind. Deren Zuschreibung zu einem Mazhab kam daher, dass sie einen bestimmten Mazhab studiert haben, oder das dieser Mazhab in dem Land, aus dem sie kamen vorherrschend war. Infolgedessen hat man sich diesem Mazhab zugeschrieben und nicht etwa, weil sie blinde Anhänger dieses Mazhabs waren.

Zum Beispiel wird gesagt, dass Ibn Taymiyyah ein Hanbali war, obwohl er in Wahrheit den Beweisen gefolgt ist. Es wird gesagt, dass Ibn Qayyim auch ein Hanbali war, obwohl er in Wahrheit den Beweisen gefolgt ist. Es wird gesagt, das Ibn Hajj ein Schafi´i war, obwohl er in Wahrheit den Beweisen gefolgt ist. Es wird gesagt, das Al-Laknawi ein Hanafi war, obwohl er in Wahrheit den Beweisen gefolgt ist. Es wird über Schaykh Ibn Baz und Schaykh Ibn Uthaymin gesagt, dass sie Hanbalis waren, obwohl sie in Wahrheit den Beweisen gefolgt sind. Es wird gesagt, das Schaykh Muhammad ibn Ibrahim ein Hanbali war, obwohl er in Wahrheit den Beweisen gefolgt ist. Es wird gesagt, das Schaykh Al-Fauwzan ein Hanbali ist, obwohl er den Beweisen folgt.

Der Manhaj all dieser großartigen Gelehrten war, das sie im Einklang zu den Beweisen, Rechtsgutachten (Fataawa) gegeben haben. Wenn die Beweise sie erreicht haben, dann sind sie ihnen gefolgt. Wenn sie keine Beweise hatten, dann haben sie die Fatwa im Einklang ihres Mazhabs gegeben. Sie haben eine Erklärung aufgrund dessen was sie in ihrem Mazhab gefunden haben, gegeben. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir beachten müssen, wenn wir darüber sprechen, dass jemand einen Mazhab folgt.

Wir sagen nicht, das jeder ein Mujtahid (einer, der Ijtihad machen kann) sein, und den Beweisen folgen muss. Ohne Zweifel sind die gewöhnlichen Muslime nicht in der Lage dazu, Ijtihad zu machen und in die Beweise zu schauen. Wir sagen aber auch nicht, dass jeder einen bestimmten Mazhab folgen muss. Was wir sagen ist, dass jeder, der in der Lage dazu ist, in die Beweise zu schauen und von dieser Grundlage aus seine Entscheidung trifft, der sollte Ijtihad machen. Er sollte in die Beweise schauen und ihnen folgen.

Und sein Stand, das er einer ist, der Ijtihad machen kann und in die Beweise schaut, sollte ihn nicht davon abhalten, sich dem Mazhab zuzuschreiben den er studiert hat, oder der in seinem Land vorherrschend ist. Oder das er von dem Mazhab-Imam nimmt, der am nächsten an der Wahrheit ist, falls er keinen Beweis gefunden hat. Dies hat keinen Schaden für denjenigen der Ijtihad macht und den Beweisen folgt.

Was denjenigen angeht der diesen Stand nicht erreicht hat, der muss die Leute des Wissens (Ahlul-Ilm) fragen. Wie Allah (subhanehu wa ta´ala) sagt: „Fragt die Leute des Wissens, falls ihr nicht wisst.“ (an-Nahl:43)

Wenn er fragt, dann sollte er sich sehr Bemühen und sich sicher sein, das er jemanden fragt, der von den Ahlul-Ilm ist, und er sollte nicht nur diejenigen fragen, die sich einem bestimmten Mazhab zuschreiben. Vielmehr sollte er dem folgen, was der Gelehrte ihm als Fatwa gegeben hat, solange er (der Gelehrte) es beweisen kann.
Und Allah weiß es am besten.

Was den zweiten Teil der Frage angeht, der darauf bezogen ist, sich dem Manhaj der so genannten „Bewegungen“ zuzuschreiben, wie man sie nennt, so sage ich, das der Muslim dazu verpflichtet ist, sich den Salafi-/ Sunni-Manhaj zuzuschreiben. Weiter, sage ich, dass der wahre Islam, der ist, das man befolgt, worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren.
Man hat die Religion so zu verstehen, wie sie die Rechtschaffenden Vorfahren verstanden haben. Der Muslim ist in der Tat dazu verpflichtet diesem Manhaj zu folgen. Es ist für den Muslim nicht erlaubt das zu verlassen worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren, egal aus welchem Grund.

Daher ist dies der Manhaj, der gerade Weg, auf dem eine Person Erlösung am Tag des Gerichts (Jauwmal Qiyama) bekommen wird, inschaa‘Allah. Der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) sagte: „Die Juden spalten sich in 71 Sekten/Gruppen, die Christen spalten sich in 72 Sekten/Gruppen. Meine Nation (Ummah) wird sich in 73 Sekten/Gruppen spalten. Alle werden im Höllenfeuer eingehen, außer eine.“ Es wurde gefragt. “Wer sind sie, oh Gesandter Allahs?” Er antwortete. „Jene, worauf ich und meine Gefährten sind.“
(authentischer Hadith, überliefert von Abu Dawud, at-Tirmidhi, Ibn Majah und anderen. Al-Albani hat über die verschiedenen Überlieferungsketten diskutiert und diese behandelt in seinem Silsilatul-Ahaadith-Sahihah (203-204))

Dies ist der Salafi-Manhaj. Es ist das Befolgen des Gesandten (sallAllahu alayhi wa sallam)  und seiner Gefährten (radiAllahu anhumma). Also können wir die neuen Muslime fragen: „Du bist nicht dazu verpflichtet diesem Manhaj zu folgen?“ Nein! Vielmehr sagen wir: „Dein Islam wird niemals richtig sein, bis du dem folgst, worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren. Wer auch immer im Widerspruch zu dem, worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren, ist von den Leuten der Spaltung, und innerhalb der 72 Sekten/Gruppen.
Er ist immer noch Muslim, doch er ist auch unter denen, die mit der Drohung in oben genannten genannten Hadith angesprochen werden. Und zwar: „Alle werden im Höllenfeuer sein, außer eine.“ Wenn ich sage: “Er ist mit unter denjenigen, die mit dem Höllenfeuer bedroht werden, wie in dem Hadith erwähnt”, dann meine ich damit, dass er unter dem Willen Allahs steht. Wenn Allah will, bestraft er ihn, und wenn Er will, vergibt er ihm.

Infolge des im Widerspruch-Stehens zu dem, worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren, fällt jener unter eine der zwei Kategorien:
1) Sein Widerspruch wirft ihn aus der Religion, dann ist er einer von den Ungläubigen.
(2) Sein Widerspruch wirft ihn nicht aus der Religion, somit ist er einer von den Leuten des Ungehorsams und der Erneuerung (Ahlul-Bida‘), und somit ist er von den 72 Sekten/Gruppen und fällt unter die Bestrafung.
Und Allah weiß es am besten.

Hiermit haben wir zwischen dem Befolgen eines Fiqh-Mazhab und den Angelegenheit bezüglich des Befolgens des Salafi-Manhaj unterschieden. Der Muslim ist nicht dazu verpflichtet, einem Mazhab zu folgen. Aber was das folgen des Salafi-Manhaj angeht - also die Religion im Lichte worauf der Gesandte (sallAllahu alayhi wa sallam) und seine Gefährten waren, also dem Weg der Salaf folgen - so sage ich, dass dies der wahre Islam ist.
Wer sich auch immer davon entfernt, entfernt er sich vom wahren Islam. Und seine Abweichung vom wahren Islam ist entweder eine Abweichung, die ihn ganz aus dem Islam wirft, oder diese Abirrung vom geraden Weg macht ihn von den Leuten der Erneuerung (Ahlu-Bida‘), oder den Leuten des Ungehorsam, die auf der Flachheit sind und somit fällt er unter die 72 Sekten/Gruppen.
Und Allah weiß es am besten.
 
 
Schaykh Muhammed ´Umar Bazmul, Lehrer an der Umm Al-Quraa Universität in Mekka

Aus einer Kassette, die aufgenommen wurde mit der Erlaubnis des Schaykhs. Nummer der Kassette: AAMB040, am 17.8.1423


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[1] Dies ist der Fall mit vielen abgeirrten Gruppen von heute. Sie versuchen einen Unterschied zwischen Salafiyyah und Ahlus-Sunnah zu machen. Sie sagen das Salafiyyah eine neue Sekte oder Mazhab ist, die anders ist, als Ahlus-Sunnah. Doch in Wahrheit ist es ein und dasselbe, wie der Schaykh erklärt hat.
Diese Verwirrung kommt von verschiedenen Gruppen, wie von Jama´tu Tabligh, den Naqschibandis und anderen Sufi-Gruppen. Während sie behaupten, dass sie von Ahlus-Sunnah sind, obwohl sie in Wahrheit von den Ahlu-Bida‘ (Leuten der Erneuerung) sind, und weit entfernt von der Sunnah.