Shaikh al-Albani (möge Allah barmherzig mit ihm sein) wurde folgende Frage gestellt:
„Wir hätten gerne nähere Einzelheiten bzgl. der Definition eines Jilbabs, da Sie gesagt haben, dass Ihre Ansicht in Bezug auf den Jilbab darin besteht, dass es ein Kleidungsstück ist, das den Körper von Kopf bis Fuß bedeckt. Jedoch sind wir auf eine ziemlich große Meinungsverschiedenheit in den Sprachbüchern bezüglich dessen gestoßen. Unter den Linguisten gibt es jene, die sagen, dass es ein langes Übergewand ist, während andere behaupten, dass es ein Khimar sei. Und andere vertreten dieselbe Ansicht, die Sie erwähnten, Shaikh. Daher hätten wir gerne eine ausführliche Darstellung, möge Allah Sie belohnen, und wüssten gerne, welches die stärkste Ansicht ist.“

Der Shaikh antwortete dem Fragesteller:
„Entschuldige, aber ich habe Probleme damit, den Teil zu verstehen, wo du sagtest, dass manche Leute den Jilbab für einen Khimar halten. Auf was für einen Khimar beziehst du dich, wenn du sagst, dass sie es für einen Jilbab halten? Denn es ist bekannt, dass der Khimar eine Kopfbedeckung und kein weites Kleidungsstück ist, das den gesamten Körper einer Frau von Kopf bis Fuß bedeckt. Wer ist es also, der behauptet, dass der Jilbab ein Khimar ist? Das ist wirklich eine sehr merkwürdige Sache. Wer hat das gesagt?!“

Der Fragesteller sagte: „Dies wird in dem Buch Lisan-ul-Arab erwähnt, wo drinsteht, dass einige Leute davon ausgehen, dass dies die Definition dafür ist.“
Der Shaikh fragte: „Dort steht, dass der Jilbab ein Khimar ist?“
Der Fragesteller sagte: „Ja.“

Daraufhin antwortete der Shaikh: „Es ist nicht möglich, dies zu sagen, denn, wie du weißt, gibt es zwei Ayat im Quran – eine Aya, die den Frauen befiehlt, den Jilbab zu tragen, während die andere ihnen befiehlt, den Khimar aufzusetzen. Es ist nicht möglich, zu sagen, dass beide Ayat eine Wiederholung derselben Bedeutung enthalten; demnach wäre der Jilbab ein Khimar, während der Khimar ein Jilbab wäre. Im Gegenteil, beide dieser Begriffe – der Jillbab und der Khimar – haben ihre eigenen jeweiligen Bedeutungen, die sich von einander unterscheiden.

Du weißt zum Beispiel, dass, wenn eine Frau zuhause ist und sich zu ihrem Pflichtgebet begibt – normalerweise ist sie zuhause mit unbedecktem Haar –, so zieht sie einfach ihren Khimar über ihren Kopf. Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Allah wird das Gebet einer Frau, die die Geschlechtsreife erlangt hat, nicht akzeptieren, außer mit einem Khimar.“ ³

Was hier gemeint ist, ist keinesfalls der Jilbab, sondern was gemeint ist, ist die Kopfbedeckung. Unter den Beweisen, die darauf hinweisen, ist, dass der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) uns befahl, über den Turban, den Khimar oder die Socken zu streichen.

Meine Absicht hinter der Nennung dieses Hadith ist zu zeigen, dass er darauf hinweist, dass der Khimar ein Kleidungsstück ist, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wird.

Es kann von diesem Hadith nicht verstanden werden – für diejenigen, die die arabische Sprache verstehen – dass ein Mann einen Jilbab über sich ziehen kann! Sondern es bedeutet, dass er einen Khimar (Kopfbedeckung) aufsetzen kann.

Also ist es einer Person erlaubt, die einen Khimar über ihren Kopf zieht, darüber zu streichen (bei der Durchführung des Wudu), unabhängig davon, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Mein Ziel hinter dieser Erörterung ist erstens, das besagte Zitat gemäß der arabischen Sprache zu bestätigen, und zweitens, wenn schließlich bestätigt ist, dass das Zitat tatsächlich in Lisan-ul-Arab zu finden ist, und dass es aussagt, dass man davon ausgeht, dass die Bedeutung eines Jilbabs ist, dass es ein Khimar sei, dann ist das, was du zitiert hast, genügend Beweis dafür, dass solch eine Behauptung schwach ist, aufgrund der Tatsache, dass der Autor sagte: „Man geht davon aus, dass es dies und jenes bedeutet.“ (d.h. Unklarheit)

Außerdem, wenn wir die Texte aus dem Quran und der Sunna studieren, von denen wir bereits einige erwähnten, würden wir mit Gewissheit daraus ableiten, dass der Khimar kein Jilbab ist und ebenso wenig, dass der Jilbab ein Khimar ist.

Kurz gesagt: ein Khimar bedeckt weniger als ein Jilbab, wohingegen ein Jilbab einen größeren Spielraum bezüglich der Körperteile hat, die er bedeckt. Außerdem ist ein Jilbab speziell für Frauen. Sie waren diejenigen, denen befohlen wurde, ihn zu tragen, und nicht die Männer. Aber bezüglich des Khimar, so ist dies ein Kleidungsstück, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wird. Auch wenn ein Mann nicht dazu verpflichtet ist, ihn zu tragen, so ist es trotzdem ein Kleidungsstück, das sowohl Männer als auch Frauen tragen, ebenso wie ein Hemd. Auf dieselbe Weise, wie ein Mann ein Hemd trägt, um seine Aura zu bedecken – die sich von der Aura einer Frau unterscheidet – tut es auch eine Frau. Aber ihre Aura ist weitläufiger als die Aura eines Mannes.

Dies ist der Grund, warum wir im Buch „Der Hijab der muslimischen Frau“ sagten, dass, wenn eine muslimische Frau ihr Haus verlässt, sie dazu verpflichtet ist, zwei Dinge zu tun:

Erstens: einen Khimar über ihren Kopf zu ziehen, und zweitens: anschließend einen Jilbab darüber zu ziehen, und so mit dem Khimar und dem Jilbab bekleidet hinauszugehen. Wenn also eine Frau ihr Haus verlässt, ist ein Kleidungsstück ohne das andere nicht ausreichend – eine Frau muss den Khimar mit dem Jilbab kombinieren. Dir ist der quranische Vers, der sich auf den Khimar bezieht, bekannt, in dem Allah sagt: „Und sie sollen ihre Khumur (Schleier) über ihre Busen ziehen…“ [An-Nur 24:31]

Ein Kleidungsstück über den Busen zu ziehen kann nicht mit einem Jilbab ausgeführt werden. Dies kann nur mit einem Khimar ausgeführt werden, da es möglich ist, ihn zu wickeln. Aber was den Jilbab anbelangt, so weiß man, dass er nicht um die Brust oder den Hals gewickelt werden kann. Du kannst hier sehen, wie die Männer ihren Khimar wickeln, und wie sie ihn an ihrem Nacken befestigen. Aufgrund dessen ist also das, was hier spezifiziert worden ist, der Khimar und nicht der Jilbab. Wenn eine Frau ihr Haus verlässt, ist sie dazu verpflichtet, einen Khimar über ihren Kopf zu ziehen und ihn über ihren Hals und ihren Busen zu wickeln. Dies ist so, da der Jilbab ihrem Bestreben, diese umfassende Bedeckung zu erreichen, nicht gerecht wird, da er weit und lang ist, wohingegen der Khimar weit und kurz ist. Also hat jedes dieser Kleidungsstücke seinen eigenen speziellen Einfluss auf die Ausführung dessen, was eine Frau verpflichtet ist zu bedecken. Dies ist meine Antwort auf das, was du gefragt hast. Wenn es noch etwas gibt, was ich in meiner Erörterung nicht behandelt habe, so erinnere mich daran.“

Der Fragesteller fragte: „Daraus verstehe ich also, dass der Jilbab nicht das weite Kleid ist, das Frauen heutzutage tragen, hier (in diesem Land) zum Beispiel, vom Hals bis zu den Füßen?“

Der Shaikh antwortete: „Nein, keinesfalls. Das ist kein Jilbab. Jedoch bringt uns dies dazu, unsere Erörterung bezüglich des Jilbabs näher auszuführen. Wie wir vorhin erklärt haben, ist ein Jilbab sprachlich gesehen nicht solch ein Kleidungsstück wie das, was als „Balto“ bekannt ist. Also ist das, was jetzt geklärt werden muss:

Der Befehl, der an die Frauen gerichtet ist, insbesondere hinsichtlich des Tragens des Jilbabs, ist keine verpflichtende Tat der Anbetung, die eine Bedeutung hat, die wir nicht verstehen können. Sondern im Gegenteil: es hat eine Bedeutung, die wir verstehen können. Und die Bedeutung, die sich daraus ableitet – was wir bereits dargelegt haben – ist, die Bedeckung zu erreichen, die eine Frau einhalten muss.

Wenn also beispielsweise eine Frau zwei Kleidungsstücke trägt oder sie teilt den Jilbab in zwei Teile – ein Oberteil und ein Unterteil – und beide dieser Teile erfüllen den Zweck des Jilbab, der im Quran erwähnt wurde, an diesem Punkt – wenngleich wir diese zwei Stücke vom sprachlichen Standpunkt aus nicht als Jilbab betrachten – meinen wir, dass sie dennoch den gewünschten Zweck des Befehls erfüllen, den Jilbab zu tragen, aus religiöser Perspektive betrachtet.

In Syrien gab es bis kürzlich – und noch immer findet man dies bei einigen praktizierenden Frauen, die sich an die Religion halten – ein Kleidungsstück, das sich „Malaat-uz-Zamm“ nennt. Hast du jemals etwas darüber gehört?“

Der Fragesteller antwortete: „Wir haben etwas, das sich „Malaa“ (Mantel) nennt.“
Der Shaikh sagte: „Nein, ich sagte Malaat-uz-Zamm.“
Der Fragesteller antwortete: „Nein, nicht mit dieser Bezeichnung. Wir sagen Malaa.“

Der Shaikh sagte: „Dies ist ein arabischer Begriff. Es ist nämlich so, dass dieses Kleidungsstück, das wir bei uns in Syrien haben, aus zwei Teilen besteht. Das erste Teil ist ein Rock, bekannt als „Tannura" – ist dir dieses Wort geläufig?“

Der Fragesteller sagte: „Ja.“
Der Sheikh sagte: „Ein Tannura ist ein Rock, der mit einem Gummizug an der Taille befestigt wird. Demnach ist er natürlich weit und locker.

Eine Frau von hier trägt dies, um damit den kompletten unteren Teil ihres Körpers zu bedecken. Dann wird über diesen Tannura, der in Syrien als „Kharrata“ (Rock) bezeichnet wird, der obere Teil der Kleidung angezogen, der über den Kopf gezogen wird, und den eine Frau benutzt, um ihren Kopf, ihre Schultern, Taille, Hüften und sogar den Gummibund, mit dem dieser Tannura oder Kharrata an der Taille befestigt wird, zu bedecken. Kein Teil des Gummibunds dieses Rocks ist sichtbar, da er komplett darunter verschwindet. Ist dies nachvollziehbar?“

Der Fragesteller antwortete: „Ja.“

Der Shaikh fuhr fort: „Hier bei uns nennen sie dieses Kleidungsstück Malayat-uz-Zamm (oder Malaat-uz-Zamm), da der Rock an der Taille mit einem Gummibund befestigt wird. Wenn du nun also eine Vorstellung von diesem Kleidungsstück erlangt hast, dann ist das, worauf ich versuche hinzuweisen, dass, obgleich dieses umhangartige Kleidungsstück kein Jilbab ist (linguistisch), es trotzdem die Bedingung eines Jilbabs erfüllt, die daraus besteht, dass er den Körper komplett bedecken muss. Ist diese Sache klar für dich?“

Der Fragesteller sagte: „Ja.“

Der Shaikh sagte: „Wenn diese Sache klar ist, dann sehen wir, dass wir nicht dazu verpflichtet sind, uns an die wörtliche Bedeutung des Jilbabs zu halten, sondern an dessen Endergebnis, Sinn und Zweck. Nun komme ich noch einmal auf diesen „Balto“ zu sprechen, den ich vorhin erwähnt hatte, der heutzutage von den muslimischen Frauen getragen wird und von dem es verschiedene Arten gibt. Er kann für die praktizierenden Frauen in langen Größen hergestellt werden, die bis zu ihren Füßen reichen. Jedoch ist dies kein Jilbab. Trotz dessen ist er noch immer nicht wie der Malaat-uz-Zamm, da er den Kopf nicht bedeckt, und aufgrund dessen, woraus er besteht, beispielsweise. Aber was macht die Frau heutzutage? Sie wickelt ein Kleidungsstück, das als „Esharp“ bekannt ist, um ihren Kopf – ist dir dieser Begriff geläufig?“

Der Fragesteller antwortete: „Ja.“

Der Shaikh sagte: „Ein kleiner Khimar (d.h. Esharp), der am Kopf befestigt wird, jedoch Teile der Stirn und der Schläfe entblößt, und ebenso Teile des Halses, da er sehr klein ist, erfüllt natürlich nicht den Zweck eines Jilbabs, gemäß seiner korrekten Definition. Der Zweck des Jilbabs besteht in dem, was wir bezüglich des Malayat-uz-Zamm erörtert haben. Ist dies klar? Also wollen wir das Beispiel dieser Frau nehmen, die diesen Balto trägt – als was würdest du das bezeichnen?“

Der Fragesteller ² sagte: „Wir bezeichnen es als einen Hijab.“

Der Shaikh sagte: „Nein, das ist falsch. Es ist nämlich so, dass, wenn eine Frau diese Art von „Hijab“ trägt und dann einen Khimar über ihren Kopf zieht, dann muss ein Hijab, d.h. ein Jilbab, über diesen Khimâr gezogen werden. Wir haben festgestellt, dass es zwei Verse im Quran gibt. Dieser Jilbab kann in Teile geteilt werden, wie wir vorhin erklärt haben, als wir über die Malayat-uz-Zamm gesprochen haben.

Wenn also eine Frau dieses Kleidungsstück trägt, das du als Hijab bezeichnest und dann einen zulässigen Khimar über ihren Kopf zieht und nicht das, was als „Esharp“ bekannt ist, und anschließend über diesen Khimar ein partielles Kleidungsstück zieht, das die Hälfte ihres Körpers bedeckt, wie eines, das ihre Schultern und Hände bedeckt, an diesem Punkt wird dies gültig und zulässig gemäß der Religion.“ ³

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¹ Berichtet von Abu Dawud (641), at-Tirmidhi (377), Ibn Maja (655); von al-Albani in Sahih al-Jami (7747) als sahih eingestuft.
² Der Fragesteller kam aus Algerien.
³ Silsilat-ul-Huda wan-Nur (Tonband Nr. 232)


Schaikh Muhammad Nasir-ud-Din al-Albani

Auszug aus dem Buch „Masail Nisaiyya Mukhtara min Fiqh al-Alama al-Albani“ (S. 125-131) [Ausgewählte Frauen-Themen aus dem Fiqh von Imam al-Albani]